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Herford

Personalabbau bei Poggenpohl: 70 Mitarbeitern droht Kündigung

Schwächere Auftragslage: Hersteller von Luxus-Küchen reagiert mit Kündigungen, Arbeitszeit-Anhebungen und Reduzierungen von Sonderzahlungen wie Urlaubs- und Weihnachtsgeld

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Unerfreulich: Auf den gerade erst fertiggestellten neuen Eingangs-Bereich des Luxusküchen-Herstellers Poggenpohl im Industriegebiet Herford-Herringhausen fällt ein dunkler Schatten. Denn nach Auftragseinbußen im asiatischen Raum sollen bis zu 70 Arbeitsplätze abgebaut werden. ARCHIV | © Frank-Michael Kiel-Steinkamp

Unerfreulich: Auf den gerade erst fertiggestellten neuen Eingangs-Bereich des Luxusküchen-Herstellers Poggenpohl im Industriegebiet Herford-Herringhausen fällt ein dunkler Schatten. Denn nach Auftragseinbußen im asiatischen Raum sollen bis zu 70 Arbeitsplätze abgebaut werden. ARCHIV | © Frank-Michael Kiel-Steinkamp

14.11.2018 | 14.11.2018, 12:05

Herford. Bei Poggenpohl drohen bis zu 70 Kündigungen. Zuletzt sollte Kurzarbeit für Stabilität sorgen. Jetzt aber steht fest, dass beim Hersteller von Luxus-Küchen Entlassungen unumgänglich sind. Das wurde bei einer von der Geschäftsführung einberufenen Mitarbeiterversammlung am vergangenen Dienstag sowie auf einer Betriebsversammlung am gestrigen Dienstag deutlich.

Das Unternehmen möchte die Anzahl der aktuell 350 Beschäftigten um 20 Prozent reduzieren. Diese Zahlen nannte der bei der IG Metall für die heimischen Küchenmöbler zuständige Gewerkschaftssekretär Frank-Olaf Branka.

Poggenpohl-Geschäftsführer Gernot Mang mochte diese Eckpunkte nicht bestätigen, da sie Gegenstand der jetzt anstehenden Verhandlungen mit dem Betriebsrat seien. "Wir müssen deutlich die Kosten senken, um wieder in die Prosperität zu kommen", teilte der 50-jährige Österreicher aber auf NW-Anfrage mit.

Gewerkschaftssekretär: Frank Branka - © Dirk Windmöller
Gewerkschaftssekretär: Frank Branka | © Dirk Windmöller

Die Unternehmensführung habe handeln müssen, nachdem sich "große Projekte verschoben haben", sagte Mang und meinte vorrangig "Großaufträge im asiatischen Raum". Erst Ende Oktober hatte sich der Firmen-Chef optimistisch gegeben und Aufbruchstimmung nach der Präsentation eines neuen Markenauftritts auf der Mailänder Möbelmesse verkündet. Von Entlassungen war nicht die Rede.

Geschäftsführer: Gernot Mang - © Foto: Frank-Michael Kiel-Steinkamp
Geschäftsführer: Gernot Mang | © Foto: Frank-Michael Kiel-Steinkamp

Diese angekündigten Entlassungen überraschten die Beschäftigten nun trotz der am Produktionsstandort Herford seit Mitte August eingeführten Kurzarbeit. Denn noch im Oktober hatte Betriebsratsvorsitzender Andreas Ott davon gesprochen, dass die Kurzarbeit "nicht sehr besorgniserregend" sei, da die Angestellten von Poggenpohl im vergangenen Jahr von Februar bis Dezember täglich zwei Überstunden gemacht hätten.

Dabei hätte die Arbeitszeitreduzierung in den einzelnen Abteilungen variiert. So sei die Verwaltung weniger von der Kurzarbeit als die Fabrik betroffen. Die jetzt bekannt gewordenen Entlassungen betreffen indes Beschäftige aus der Produktion, als auch der Verwaltung.

In diesem Jahr noch keine Entlassungen

Fest stehe laut Frank-Olaf Branka derzeit lediglich, dass sich das Unternehmen in diesem Jahr von keinem Mitarbeiter trennen werde. Dafür sorge ein vor zwei Jahren abgeschlossener und bis Ende Dezember gültiger Standort-Stärkungsvertrag, in dem flexiblere Arbeitszeiten fixiert worden waren.

Diese Arbeitszeiten betragen bislang 35 Wochenstunden, sollen aber im Rahmen der jetzt anstehenden Umstrukturierungen auf 40 Wochenstunden angehoben werden. Die Frage nach einem Lohnausgleich werde noch verhandelt.

Diese Verhandlungen, so der IG-Metaller, stünden voraussichtlich erst im nächsten Jahr an, wie auch die Gespräche über beabsichtige Einschränkungen bei Sonderzahlungen wie Urlaubs- und Weihnachtsgeld.

Branka: "Derzeit verhandeln Betriebsrat und Geschäftsführung in einem ersten Schritt den Personalabbau. Darin geht es um den noch nicht feststehenden Zeitpunkt der Kündigungen und den Sozialplan. Für Sonderzahlungen und Arbeitszeit ist in einem zweiten Schritt die Gewerkschaft zuständig."

Im Februar 2017 war die Firma vom Münchner Investor Adcuram übernommen worden. Der Hersteller von Luxusküchen hatte im September 2018 sein 125-jähriges Firmenbestehen gefeiert.