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Stundungen von Banken: Zweieinhalb Monate Schonfrist für Gerry Weber

Der Modehersteller aus Halle kündigt Stellenabbau und Filialschließungen an. Bis Ende Januar hat der Vorstand nun Zeit, ein Finanzierungskonzept aufzustellen

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Rettung noch nicht in trockenen Tüchern: Der Haller Mode-Konzern Gerry Weber kämpft um seine Finanzierung. | © Oliver Krato

Rettung noch nicht in trockenen Tüchern: Der Haller Mode-Konzern Gerry Weber kämpft um seine Finanzierung. | © Oliver Krato

13.11.2018 | 14.11.2018, 05:55

Halle. Gerry Weber bekommt Aufschub für die Rückzahlung seiner Schulden: Die Kreditgeber des angeschlagenen Modeherstellers – eine zweistellige Zahl von Banken und Sparkassen – gewähren dem Unternehmen für fällige Millionenforderungen eine Stundung bis Ende Januar 2019. Es geht um zwei seit dem 5. November fällige Tranchen eines Schuldschein-Darlehens in Höhe von zusammen 31 Millionen Euro.

Der seit Anfang November als Nachfolger von Ralf Weber amtierende neue Vorstandschef Johannes Ehling äußerte sich „erleichtert, dass (...) nun bis Ende Januar genügend finanzieller Spielraum vorhanden ist, um die dringend notwendigen Schritte unseres Restrukturierungskonzepts weiter voranzutreiben". Zur Stabilisierung der angespannten Finanzsituation trägt demnach auch der Erlös für die Showroom-Immobilie „Halle 29" in Düsseldorf bei, deren Verkauf 36 Millionen Euro in die klammen Kassen spült.

Umsatz noch schwächer als befürchtet

Die Mitteilung macht allerdings auch deutlich, dass die Rettung noch keineswegs in trockenen Tüchern ist. Erschwert wird die Lage offenbar dadurch, dass auch das Modegeschäft sich nicht wie erhofft entwickelt hat: Gerry Weber korrigierte die Prognose deutlich nach unten und erwartet für das (Ende Oktober bereits abgelaufene) Geschäftsjahr 2017/18 nur noch einen Umsatz in Höhe von bis zu 790 Millionen Euro. Ursprünglich sollten es 830 bis 840 Millionen Euro werden.

Der Aktienkurs sinkt weiter

Zudem bereitete der Vorstand seine Aktionäre auf einen „deutlichen Verlust im operativen Konzernergebnis vor Zinsen und Steuern" vor, bedingt durch Rückstellungen für Personalmaßnahmen, Filialschließungen, Abschreibungen und Wertberichtungen. Die Börse reagierte prompt, der Aktienkurs brach zwischenzeitlich bis auf 2,10 Euro ein.

Vorstände verbreiten trotzdem Zuversicht

Die Frage, warum mit den Banken noch keine komplette Refinanzierung vereinbart werden konnte, beantwortete ein Sprecher mit dem Hinweis auf das noch höhere Gesamtvolumen der Verbindlichkeiten und die Komplexität der notwendigen Restrukturierung. Vorstandschef Johannes Ehling und Sanierungsvorstand Florian Frank versuchten dennoch, vorsichtig Optimismus zu verbreiten: „Gerry Weber hat eine gute Chance, wieder erfolgreich am Markt zu agieren." Allerdings liege noch „eine lange Strecke weiterer, großer Anstrengungen vor uns."

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Harte Maßnahmen

Wegen der „nochmals deutlich verschärften Marktumfeldbedingungen" plant Gerry Weber (6.500 Mitarbeiter) nun „nochmals wesentlich umfassendere Restrukturierungsmaßnahmen und Einschnitte". Der Vorstand kündigte den „Abbau einer signifikanten Zahl von Arbeitsplätzen im In- und Ausland" an.
Zudem werde „die Schließung von Filialen und die Straffung von Verkaufsflächen" zu dem Zukunftskonzept gehören, das bis Ende Januar 2019 vorgelegt werden soll.
Der dritte Punkt soll die „Optimierung der Distribution über das Logistikzentrum in Halle" sein.

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