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Gerry Weber will weitere 900 Stellen streichen

170 bis 200 Filialen werden geschlossen. Hallhuber wird nicht verkauft.

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Der Modekonzern Gerry Weber will weitere Stellen streichen. | © Andreas Frücht

Der Modekonzern Gerry Weber will weitere Stellen streichen. | © Andreas Frücht

14.11.2018 | 14.11.2018, 22:48

Halle. Der Modekonzern Gerry Weber AG steht vor der nächsten Massenentlassung. Von 6.500 Mitarbeitern sollen rund 900 ab Februar 2019 die Kündigung erhalten. Davon sind in der Zentrale und in Halle sowie in der Logistik 300 Personen betroffen, darüber hinaus trifft es 600 Mitarbeiter in den Filialen. 170 bis 200 der Filialen sollen geschlossen werden.

Drei Jahre lang wird es für die verbleibenden Mitarbeiter weder Weihnachts- noch Urlaubsgeld geben. Am Ende von Verhandlungen über einen Sanierungstarifvertrag könnten zudem weitere Gehaltskürzungen stehen. Für das völlig überdimensionierte Logistik-Zentrum im Gewerbegebiet Ravenna-Park sucht der Konzern einen Partner oder Käufer. Immerhin eine gute Nachricht gab es auch: Die vergleichsweise erfolgreiche Tochter Hallhuber soll nicht verkauft werden.

In einer Mitarbeiterversammlung informierten der neue Vorstandssprecher Johannes Ehling und der Sanierungsvorstand Florian Frank über die harten Einschnitte. Es tue ihm sehr weh, dass einige leiden müssten, weil in der Vergangenheit Fehler gemacht worden seien, habe Ehling erklärt. Nun müsse man „mit weniger Mitarbeitern mehr arbeiten".

Um Haaresbreite an der Insolvenz vorbeigeschliddert

Diese schlechten Nachrichten machten die Runde nach der mehr als dreistündigen Versammlung. Heftig fiel Ehlings Kritik an seinen Vorgängern aus: Die Grundzüge des ehrbaren Kaufmanns seien missachtet worden, es sei keine Vorsorge getroffen worden, um den Schuldenberg zurückzahlen zu können.

Die Schulden hätten dem Unternehmen Anfang der Woche fast das Genick gebrochen. Um Haaresbreite schlidderte der Konzern an der Insolvenz vorbei. Für den Bau von Outlet- und Logistikzentrum hatte Gerry Weber 195 Millionen Euro Schulden gemacht, gesplittet in 119 Schuldscheine.

Als am 5. November eine Tranche von 31 Millionen Euro fällig wurde, war zwar der Gegenwert durch den Verkauf der Düsseldorfer Messe-Hallen 29 und 30 im Prinzip da – allerdings erst im Dezember. Dann erst wollte der Käufer die Rechnung begleichen. An nur sechs der 119 Schuldschein-Inhaber sei der Deal beinahe gescheitert, berichtete Ehling den Mitarbeitern.

Bis Ende Januar 2019 ist Gerry Weber nun finanziell abgesichert. Aber auch danach sei man noch nicht über den Berg. Man werde wohl nie wieder einen Gewinn von 100 Millionen Euro schaffen, lautet Ehlings Prognose. Immerhin: Im Jahr 2021 solle der Turnaround, die Wende zum besseren geschafft sein.

Der Betriebsrat kündigte an, man werde die Sanierung mittragen. Mit der Streichung des Weihnachts- und Urlaubsgeldes sei man aber nicht einverstanden.


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