Paderborn. Eine Gruppe von fünf jungen Erwachsenen steht vor der Dreifaltigkeitskapelle im Dom. Der Eingang ist mit einem Vorhang verdeckt. Mit geschlossenen Augen wird die Gruppe in die Kapelle geführt. Dann wird das Gitter abgeschlossen. "Ihr habt 60 Minuten Zeit, um hier wieder rauszukommen", sagt die Spielleiterin. Das Erlebnis im Escape Room startet.
Konzipiert wurde der erste Escape Room im Paderborner Dom von Theresa Kohlmeyer, die an dem Abend auch die Spielleiterin für die Gruppe ist. Sie hat mit ihrem Mann Andreas Kohlmeyer neun Rätsel entworfen, die von den Gruppen gelöst werden müssen. Sie sind zum Teil miteinander verknüpft. Sechs Hinweise sind ebenfalls in der Kapelle verteilt. Falls die Gruppe nicht weiter kommt, kann sie über ein Walki-Talkie die Spielleiterin kontaktieren. Der Escape Room wurde im Dezember zwei Wochen lang angeboten.
Der Andrang auf die Veranstaltung war groß: "Nach anderthalb Wochen waren alle Termine ausgebucht", berichtet Kohlmeyer. Daher soll es eine weitere Escape Room-Aktion geben. Termine stehen laut Erzbistum Paderborn jedoch noch nicht fest.
Es muss keine Geschichte erfunden werden, der Dom hat bereits eine
Kohlmeyer arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Religionspädagogik an der Universität Paderborn. Sie ist selbst begeisterte Escape Room-Spielerin. Dabei kam sie auf die Idee, ihr eigenes Spiel zu konzipieren. Und das am liebsten für den Dom. "Die Räume werden meist um die Rätsel herum konzipiert. Hier haben wir einen Originalort, der schon eine eigene Geschichte hat", begründet Kohlmeyer ihr Interesse für den Dom als Setting.
Die Geschichte wird den Spielern im Escape Room vorgelesen, während sie noch die Augen geschlossen haben. Sie sollen in den 60 Minuten das mysteriöse Verschwinden eines Professoren aufklären. Er erforschte, wer die wahren Stifter der Dreifaltigkeitskapelle waren und geriet in eine Familienfehde.
Als die Stoppuhr läuft, beginnt die Gruppe hektisch nach Hinweisen zu suchen. Alles, was ungewöhnlich wirkt, könnte ein Rätsel sein. Sie finden ein Tonbandgerät, Schlösser, Grundrisse. Auf einigen Zetteln stehen Rätsel, die gelöst einen Zahlencode für Schlösser ergeben. "Leo, komm schnell her. Es geht um Mathe", ruft Tim. Mittels Kopfrechnen ergibt sich eine Zahlenkombination. Weitere Rätsel geben Einblicke in die Geschichte des Doms.
Spielerisches Lernen statt einer Domführung
Während die Gruppe sucht und rätselt, beobachtet Kohlmeyer über zwei Kameras den Spielverlauf. "Die sind wirklich gut. Und schnell", lobt sie ihre Teilnehmer. 27 Gruppen waren angemeldet. Nur die Hälfte löste das Spiel erfolgreich. "Auch die Gruppen, die die Rätsel nicht komplett lösten, sind mit einem Strahlen aus der Kapelle gekommen", sagt Kohlmeyer.
Sie ist davon überzeugt, dass die wenigsten Escape Room-Teilnehmer sich für eine Führung im Dom angemeldet hätten. "Nach einer Stunde in der Dreifaltigkeitskapelle haben sie viel gelernt. Und dabei Spaß gehabt."
Während sich die Gruppe im Escape Room von Schloss zu Schloss rätselt, rennt die Zeit. "Ihr habt noch fünf Minuten", warnt Kohlmeyer über das Walkie-Talkie. Hektik bricht aus. Schließlich öffnet sich das Masterschloss und die Aufgabe ist gemeistert. Dafür bekommt jeder Teilnehmer eine Urkunde. Nach dem Spiel sind Tim, Marieke, Helena, Timon und Leo sich einig: Alleine hätten sie es nicht aus der Dreifaltigkeitskapelle geschafft.
Escape Rooms
Escape Rooms und Escape Games bezeichnen in der Regel eine Form von Gruppenspiel. Die Idee dahinter ist immer die gleiche: Der Spieler befindet sich in einem verschlossenen Raum und muss durch dort gegebene Hinweise Rätsel lösen, um innerhalb einer bestimmten Zeit aus diesem Raum entkommen. Es gibt auch Escape Rooms, bei denen verschlossene Boxen geöffnet oder andere Ziele erreicht werden müssen. Escape Rooms werden auch als Online-Spiele und für Einzelspieler angeboten.