Messerangriff: Schwerstverletzte Frau rettete sich zu Nachbarn

Bielefeld. Sie wollte gerade zu Bett gehen, als es am Dienstagabend an ihrer Wohnungstür klingelte. Als die 56-jährige Bielefelderin die Tür öffnete, stand ihr Nachbar (53) vor ihr - mit einem schmalen Messer in der Hand. Unvermittelt und ohne Ankündigung soll er mehrfach auf die Frau eingestochen haben und ihr lebensgefährliche Verletzungen zugefügt haben. Eine siebenköpfige Mordkommission der Kripo ermittelt seitdem. Wie Staatsanwaltschaft und Polizei gestern mitteilten, ereignete sich der lebensgefährliche Messerangriff am Dienstag, 11. Dezember, gegen 18.50 Uhr. Der mutmaßliche Täter und das Opfer leben beide in nebeneinander liegenden Souterrain-Wohnungen eines Acht-Parteien-Wohnhauses an der Senner Straße in Brackwede. "An der Eingangstür stach der 53-Jährige unvermittelt mit einem Messer auf sein Opfer ein", sagte Polizeisprecher Michael Kötter. Als der Angreifer von ihr abließ, schleppte sich die Nachbarin mit einer stark blutenden Stichwunde im Bauch und drei Schnitten im Rücken von ihrer Wohnung auf der Gebäuderückseite nach draußen. "Warum habe ich nur die Tür aufgemacht?" Auf der Vorderseite des Hauses machte sie durch laute Schreie eine Nachbarin auf sich aufmerksam, die die Schwerstverletzte umgehend nach drinnen in Sicherheit brachte. Eine Zeugin berichtet: "Sie sagte immer wieder: 'Warum habe ich nur die Tür aufgemacht?" Eine gelernte Altenpflegerin versorgte die Frau so lange, bis der gerufene Rettungsdienst die Patientin übernahm und sofort ins Krankenhaus transportierte. Die 56-Jährige musste laut Kötter wegen ihrer Stichverletzungen in Bauch und Rücken umgehend notoperiert werden. Zu diesem Zeitpunkt schwebte sie in akuter Lebensgefahr. Der mutmaßliche Messer-Täter, den Nachbarn als ruhig und schüchtern bezeichnen, hatte sich indes wieder in seine Wohnung zurückgezogen. Gleichzeitig alarmierte Polizisten eilten daraufhin zu seiner Wohnung: "Sie klingelten einfach und konnten den Tatverdächtigen so ansprechen, dass dieser sich kurz darauf in seiner Wohnung widerstandslos festnehmen ließ", sagte Kötter. Angreifer behauptet, seine Nachbarin habe ein Messer gehabt "Nach den bisherigen Erkenntnissen leidet der 53-Jährige an einer psychischen Erkrankung." Was den Mann, der bereits in der Vergangenheit in der Psychiatrie behandelt worden war, zu der Tat veranlasst hat, ist unklar. Tatsächlich soll er am Tatort noch behauptet haben, dass seine Nachbarin ein Messer gehabt habe. Gleichzeitig hinterließ er vor Ort den Eindruck, als könnte er sich den Vorfall nicht erklären. Nach einer Nacht bei der Polizei wurde der Tatverdächtige nach Angaben der Behörden gestern schließlich in eine psychiatrische Klinik eingewiesen. Die Kripo nahm noch am Dienstag bis spät am Abend die Spuren der Tat auf. Mittlerweile richtete die Kripo eine siebenköpfige Mordkommission ("MK Senner") unter Leitung von Kriminalhauptkommissar Jürgen Kollien ein. Sie ermittelt wegen eines versuchten Tötungsdelikts. Mitglieder der MK kehrten gestern noch einmal zum Tatort zurück. Dort nahm sich die Spurensicherung intensiv die Wohnung des Mannes vor. Gute Nachricht: "Sie hat ganz viel Glück gehabt" Die gute Nachricht am Tag nach der Tat: Am Nachmittag vermeldete die Polizei, dass das Opfer wieder ansprechbar sei. Der Zustand der Frau könne - den Umständen entsprechend - als gut beschrieben werden, hieß es. Eine der Ersthelferinnen, die die Bauchverletzung des Opfers versorgt hatte, betont: "Sie hat ganz viel Glück gehabt." Dass der mutmaßliche das Opfer womöglich zufällig ausgewählt hatte und es auch andere Nachbarn hätte treffen können, ließ eine Ersthelferin trotz des schrecklichen Ereignisses nicht an sich heran: "Das belastet mich nicht."

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