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Baden-Baden

Sicherungsverwahrung für Schwimmlehrer, der 37 Mädchen missbrauchte

Mehrfacher Kindesmissbrauch: Ein 34-Jähriger soll "planvoll und extrem abgebrüht" gehandelt haben. | © picture alliance/dpa

Mehrfacher Kindesmissbrauch: Ein 34-Jähriger soll "planvoll und extrem abgebrüht" gehandelt haben. | © picture alliance/dpa

19.11.2018 | 19.11.2018, 18:10

Baden-Baden (dpa). Schamlos nutzte er seine Vertrauensstellung aus und verging sich mitten im Schwimmunterricht an seinen Schützlingen. Wegen schweren Kindesmissbrauchs ist ein Schwimmlehrer zu einer langen Gefängnisstrafe nebst Sicherungsverwahrung in Baden-Baden verurteilt worden.

Die Richter des Landgerichts Baden-Baden verhängten am Montag zwölf Jahre Haft gegen den 34 Jahre alten Deutschen und blieben damit nur sechs Monate unter dem Antrag der Staatsanwaltschaft (Az.: 3 KLs 203 Js 12275/17). Anwesende Eltern umarmten sich und vergossen Tränen der Erleichterung.

Zwar erkannte die Kammer auf etwas weniger als die ursprünglich weit mehr als 180 angeklagten Fälle und sah drei Fälle schweren sexuellen Missbrauchs und 130 Fälle sexuellen Missbrauchs als erwiesen an. Das gesamte Unrecht, das der Angeklagte auf sich geladen habe, sei jedoch enorm, sagte der Vorsitzende Richter. Da es sich um ein eingeschliffenes Verhaltensmuster handele, sei auch die Sicherungsverwahrung angemessen - obwohl der Mann bislang nicht vorbestraft war.

"Vertrauen aufs Schlimmste missbraucht"

„Die Kinder waren dem Angeklagten im tiefen Wasser vollkommen ausgeliefert", hatte Staatsanwältin Stephanie Bauer in ihrem Plädoyer zuvor gesagt. Der Mann habe das Vertrauen seiner zwischen 4 Jahre und 12 Jahre alten Opfer aufs Schlimmste missbraucht. „Das ist verachtenswert und sittlich auf unterster Stufe anzusiedeln."

Die Taten an den 37 kleinen Mädchen geschahen im Schwimmbecken und zum Teil in Umkleidekabinen. Der Mann nötigte und verletzte die Kinder, die er grob im Intimbereich berührte und mitunter auch zu vergewaltigen versuchte. Zwei Fünfjährige bedrohte er mit dem Tode, sollten sie ihren Eltern etwas erzählen. Viele der Übergriffe filmte er mit einer Unterwasserkamera.

Mehrere Mütter im Publikum weinten bitterlich während Bauers Plädoyer, in dem die Staatsanwältin auch auf die Verstörung und die traumatischen Folgen für einige der Kinder einging. Der Mann habe nicht mal ein Mindestmaß an Einsicht gezeigt und die Taten bagatellisiert. „Er agierte planvoll und extrem abgebrüht."

Der trotzig und unterwürfig zugleich wirkende Angeklagte hatte auch am Montag wieder eilfertig mitgeschrieben und wenig Regung gezeigt. Das Urteil verfolgte er ruhig und in seinem Stuhl zurückgelehnt.

Angeklagter voll schuldfähig

Am Vormittag entschuldigte er sich mit dürren Worten. „Ich bereue zutiefst die Taten, die ich begangen habe", las er von einem Blatt ab. An seinen Fehlern wolle er arbeiten. Ein Sachverständiger hatte dem Angeklagten im Verlauf des Verfahrens pädophile Neigungen, volle Schuldfähigkeit und wenig Willen zur Veränderung bescheinigt.

Einen Großteil der sexuellen Gewalt an den Kindern hatte der in der Ukraine geborene Mann nach und nach eingeräumt. Nebenkläger-Anwältin Katrin Behringer zeigte sich mit dem Urteil zufrieden. „Der Schwimmlehrer darf nie mehr die Möglichkeit haben, sich an Kinder heranzumachen."

Der Verteidiger hatte sichtlich Mühe gehabt, Entlastendes vorzubringen und verlor mehrfach den Faden. Sein Mandant habe keinem Kind wehtun wollen. Außerdem hätten viele Kinder die Übergriffe höchstens als „unangenehm" empfunden. Eltern im Publikum quittierten dies mit fassungslosem Kopfschütteln.

Angebliche Erpressung

Gleich am zweiten Prozesstag hatte der 34-Jährige den Richtern eine abenteuerliche Geschichte aufgetischt: Er beschuldigte den Chef einer der Schwimmschulen, bei der er angestellt war, ihn erpresst und zu einigen Taten angestiftet zu haben. Die Vorwürfe erwiesen sich schnell als haltlos; die Ermittlungen dazu wurden eingestellt.

Die Taten wurden zwischen Oktober 2015 und September 2017 begangen worden. Insgesamt waren 46 Zeugen gehört, darunter neben Kriminalbeamten auch 36 Eltern. Von den missbrauchten Kindern hatte keines vor Gericht aussagen müssen.