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Negativ-Preis

Annegret Kramp-Karrenbauer ist "Miss Homophobia 2018"

Die neue CDU-Vorsitzende hatte sich mehrfach abfällig über die "Ehe für alle" geäußert. Das Netzwerk "Enough is enough" sieht das als plumpe Wahlkampfstrategie - auf Kosten von Minderheiten.

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Annegret Kramp-Karrenbauer ist seit dem 7. Dezember neue CDU-Vorsitzende. Jetzt hat sie noch ein weiteres Amt inne. | © picture alliance / Sven Simon

Annegret Kramp-Karrenbauer ist seit dem 7. Dezember neue CDU-Vorsitzende. Jetzt hat sie noch ein weiteres Amt inne. | © picture alliance / Sven Simon

18.12.2018 | 18.12.2018, 13:03

Berlin. Seit dem 7. Dezember ist Annegret Kramp-Karrenbauer die neue Vorsitzende der CDU. Seit dem 18. Dezember hat sie noch ein weiteres Amt inne: Das LGBT-Netzwerk "Enough is enough" hat die CDU-Politikerin zur "Miss Homophobia 2018" gekürt. Grund dafür sind ihre Aussagen zur "Ehe für alle".

Kramp-Karrenbauer sei "vor und im Zeitraum der Abstimmung mehrfach dadurch aufgefallen, dass sie die Ehe für alle in Frage stellte und gleichgeschlechtliche Lebensweisen mit Inzucht und Polygamie verglich", schreibt das Netzwerk als Begründung. "Sie war dafür, sowohl in der eigenen Partei, wie auch im eigenen Familienkreis stark kritisiert worden, beharrte aber bis zur Wahl als neue CDU-Vorsitzende auf ihren abstrusen Positionen."

Die neue CDU-Vorsitzende habe "homophobe Positionen ganz eindeutig dazu genutzt, sich im Wahlkampf um den CDU-Vorsitz als ‚zuverlässige‘ wertkonservative Politikerin zu inszenieren", gibt die Initiative zu bedenken. "Was an gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit wertvoll oder konservativ sein soll, muss sie noch beantworten."

Homophobie als Spielball im Wahlkampf

Die Ehe für alle sei seit ihrer Einführung eine neue Form der Gerechtigkeit für Regenbogeneltern und ihre Kinder. "All das - Jahre nachdem auch viele Abgeordnete ihrer Partei für die Ehe für alle gestimmt haben - erneut zur Diskussion zu stellen und als Spielball im Wahlkampf zu benutzen, ist ein direkter Angriff auf Hunderttausende Menschen in unserem Land, dem selbst Kramp-Karrenbauers eigene Kinder mit Unverständnis gegenüberstehen", findet "Enough ist enough". Es rechtfertige Kramp-Karrenbauers Wahl zur homophobsten öffentlichen Person in Deutschland, so das Netzwerk.

Insgesamt 12.154 Menschen hatten an der Abstimmung teilgenommen. Mit 45 Prozent der abgegebenen Stimmen habe Kramp-Karrenbauer am Ende deutlich vor ihren Mitnominierten gelegen.

Auf die Zweitplatzierte, Alice Weidel (AfD), entfielen 19 Prozent aller Stimmen. Der Volksmusiker Andreas Gabalier kam auf 18 Prozent, Papst Franziskus und Nicole Höchst erhielten jeweils 9 Prozent aller Stimmen.

Eigene Kinder kritisieren Kramp-Karrenbauer

Bereits im Jahr 2015 hatte Annegret Kramp-Karrenbauer in einem Zeitungsinterview vor der Ehe für alle gewarnt und sie indirekt mit Inzucht und Polygamie verglichen. "Wir haben in der Bundesrepublik bisher eine klare Definition der Ehe als Gemeinschaft von Mann und Frau", hatte die CDU-Frau gesagt. "Wenn wir diese Definition öffnen in eine auf Dauer angelegte Verantwortungspartnerschaft zweier erwachsener Menschen, sind andere Forderungen nicht auszuschließen: etwa eine Heirat unter engen Verwandten oder von mehr als zwei Menschen. Wollen wir das wirklich?"

Die Aussage ist nun zwar drei Jahre her - in der ZDF-Talkshow von Maybritt Illner wiederholte Kramp-Karrenbauer ihre ablehnende Haltung im November jedoch - und stieß damit auch auf Kritik von Juso-Chefs Kevin Kühnert. Der 29-Jährige sagte, er sei darüber "als schwuler Mann fassungslos".

Anfang Dezember verriet Kramp-Karrenbauer, dass sie für ihr Weltbild selbst bei ihren eigenen Kindern in der Kritik stehe. Auf die Frage der Bild-Zeitung, was ihre Kinder am meisten an der Haltung der Mama störe, antwortete Kramp-Karrenbauer: "Beim Thema 'Ehe für alle', die ich sehr traditionell sehe, haben meine Kinder eine andere, entspanntere Sichtweise." Das sei "zum Teil sicher auch eine Generationenfrage".