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Nestlé schafft Plastikstrohhalme ab und will umweltfreundlicher werden

In Vittel steht der internationale Konzern weiter wegen des Exports von knappem Wasser in der Kritik

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16.01.2019 | 17.01.2019, 06:41

Vevey. Die Getränkehersteller Coca-Cola und PepsiCo sowie der Lebensmittelkonzern Nestlé sind laut einer weltweiten Auswertung der Umweltorganisation Greenpeace "die drei größten Plastik-Verschmutzer". Am Dienstag hat der Schweizer Hersteller von Produkten wie trinkfertigem Kakao und Eiskaffee im Tetra Pak mitgeteilt, dass er vermehrt auf umweltfreundlichere Verpackungen und Strohhalme setzen möchte.

Bis 2025 sollen Nestlé-Produkte durch zu 100 Prozent recyclingfähige oder wiederverwendbare Materialien geschützt sein. Bereits ab Februar 2019 will der Konzern die Verwendung von Plastikstrohhalmen schrittweise einstellen und stattdessen alternative Materialien verwenden. Das Design der Produkte soll dazu beitragen, unnötigen Müll zu vermeiden. Noch im ersten Quartal 2019 will das internationale Unternehmen mit Sitz in Vevey damit beginnen, sein Kakaopulver "Nesquik" in Papierverpackungen in den Handel zu bringen.

Papier- statt Plastikverpackungen

Auch der Kuchenriegel "Yes!" sowie die Schokolinsen "Smarties" sollen dieses Jahr vermehrt plastikfrei verkauft werden. Ab 2020 können Verbraucher das Getränkepulver "Milo" im Papierbeutel kaufen. Die Getränkesparte Nestlé Waters wird den Anteil an recyceltem Kunststoff bis 2025 weltweit auf 35 Prozent erhöhen. Ganze 50 Prozent soll der Anteil beim Wasser der Marke "Poland Spring" in den USA betragen. In Europa soll dieser Wert bei Flaschen etwa von "Acqua Panna" umgesetzt werden.

Nestlé will sich "wo immer machbar" für Recyclinglösungen einsetzen. "Wir sind uns allerdings bewusst, dass 100 Prozent Recyclingfähigkeit allein nicht genügend sein wird, um die Plastikkrise erfolgreich zu bewältigen", erläutert CEO Mark Schneider. Der Konzern will eine höhere Umweltfreundlichkeit durch recyclingfähige und kompostierbare Papier-Materialien erreichen. Zudem sollen biologisch abbaubare Polymere vermehrt eingesetzt werden.

Vittel bangt wegen Nestlé um Grundwasser

Der Konzern Nestlé steht international nicht nur wegen seiner Plastikverpackungen in der Kritik, sondern etwa auch, weil er auf teilweise schwindende Wasserquellen für seine Produkte zugreift. Eine Vereinigung von Natur- und Umweltschützern wirft Nestlé Waters vor, im französischen Ort Vittel zu viel Grundwasser abzupumpen und zu exportieren. Bereits seit den 1970er Jahren sei bekannt, dass der Pegel dort immer weiter zurückgehe, berichtet etwa Le Monde.

Dennoch könne der Konzern mit Zustimmung der Politik und zu Lasten der Bevölkerung seit den 1990ern jedes Jahr dort eine Million Kubikmeter abpumpen. Das entspreche laut eines Sprechers der Umweltorganisation "Vosges nature environnement" der Höhe der jährlich fehlenden Menge an Grundwasser - in 30 Jahren sei sie um zehn Meter zurückgegangen. Bewohner von Vittel und Contrexéville beziehen ihr Trinkwasser aus dieser Quelle, der Grès du Trias Inférieur (GTI).

Umweltschützer wollen das Ende des Wasser-Exports

Seit 2018 arbeiten Behörden an einem Plan zur Verwaltung und Verteilung des Wassers in der Region. Die erste öffentliche Diskussion fand im Dezember statt. Am Mittwoch, 16. Januar werden laut Vosges Matin verschiedene Optionen diskutiert, damit der Wasserspiegel der Quelle wieder ein akzeptables Niveau erreicht. Die örtliche Wasserkommission (CLE) hat vorgeschlagen, dass rund um Vittel und Contrexéville über Bohrungen neue Quellen erschlossen werden. Ihr Trinkwasser soll Bewohnern und der GTI helfen.

Umweltschützer schlagen hingegen vor, dass der Staat Nestlé Waters die Erlaubnis entziehen sollte, Wasser aus der Quelle "Bonne Source" abzupumpen. Genauere Analysen müssten zeigen, inwiefern die Ressourcen in der Region überhaupt geeignet sind, die Ansprüche an Wasser der verschiedenen Verbraucher, hierzu gehört auch die Industrie, zu erfüllen und welche Prioritäten gesetzt werden sollten. Bei der nächsten öffentlichen Aussprache könnten neue Lösungen auf dem Tisch liegen.

Nestlé selbst gibt in einem Statement zu, dass es bis zum Jahr 2050 zu einer Knappheit kommen könnte. In einem Statement erläutert der Konzern, dass er freiwillig die Entnahme aus der Quelle bei Vittel auf 750.000 Kubikmeter reduziert habe. Zudem will er Lösungen unterstützen, "die den Interessen der Anwohner und dem Schutz der Quellen" gerecht werden.


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