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Ärger um Müllberge in Lübbecke

Das Problem mit dem Müll war an allen drei Standorten schon länger bekannt. Die LEG gibt den Mietern die Schuld

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Unübersehbares Ärgernis: Das größte Problem in Lübbecke gab es an der Lortzinger Straße. Dort war seit Ende November kein Müll abgeholt worden. Ein Grund dafür war die fehlende Trennung des Abfalls. Fotos: Teresa Kröger |

Unübersehbares Ärgernis: Das größte Problem in Lübbecke gab es an der Lortzinger Straße. Dort war seit Ende November kein Müll abgeholt worden. Ein Grund dafür war die fehlende Trennung des Abfalls. Fotos: Teresa Kröger |

16.01.2019 | 17.01.2019, 18:29
Kein Durchkommen: Der Müllberg an der Ecke Hahler Straße und Heinrich-Vormbrock-Straße versperrte den Gehweg.
Kein Durchkommen: Der Müllberg an der Ecke Hahler Straße und Heinrich-Vormbrock-Straße versperrte den Gehweg.

Lübbecke. Mehr als vier Wochen wurde in der Lortzinger Straße kein Müll mehr abgeholt. Meterweise stapelten sich dort falsch befüllte gelbe Säcke, Sperrmüll und Elektroschrott. Der Geruch war trotz der kalten Temperaturen bestialisch. Kinder, die dort spielten, sprangen zum Spaß über die übervollen Abfallsäcke. Den Geruch des Müllberges nahmen einige der dort lebenden Menschen schon gar nicht mehr war: Er gehörte zu ihrem Alltag dazu.

An zwei weiteren Standorten in Lübbecke sah es ähnlich aus. An der Ecke Hahler Straße und Heinrich-Vormbrock-Straße war der Bürgersteig kaum mehr passierbar. Der Müll versperrte den Weg, Fußgänger mussten teilweise auf die Fahrbahn ausweichen. Ähnlich katastrophale Zustände auch 200 Meter weiter an der Heimstättenstraße, dort wurde der Müll vor und hinter den Müllcontainer gestapelt. Es war ein Zustand, den niemand mehr ertragen konnte und mochte.

Ein Anwohner der Lortzinger Straße, Ismail Marvis, wohnt seit 18 Jahren mit seiner Familie dort und kennt das Problem: "Wir haben auch schon bei Tönsmeier und der Stadt angerufen, die haben uns keine Auskunft gegeben oder gesagt, wir kümmern uns darum." Tage später war der Müll immer noch da, statt dass er abgefahren wurde, nahm die Menge noch zu.

"Entsorgung" an Ort und Stelle: Der Müllhaufen an der Heimstättenstraße bestand auch aus Sperrmüll.
"Entsorgung" an Ort und Stelle: Der Müllhaufen an der Heimstättenstraße bestand auch aus Sperrmüll.

An allen drei Standorten ist der Eigentümer der Wohnanlagen das Düsseldorfer Immobilienunternehmen LEG. An der Lortzinger Straße beispielsweise gibt es insgesamt 23 Wohnungen, in denen ungefähr 75 Menschen leben.

Das Müllproblem gab es an allen Standorten bereits häufiger

Auf Nachfrage gab die LEG der NW-Redaktion folgende Antwort: "Uns ist die von Ihnen geschilderte Situation bekannt. Gründe für das aktuell hohe Müllaufkommen sind sowohl die unsachgemäße Entsorgung durch einige der Bewohner als auch Fremdentsorgung, auch Mülltourismus genannt. Aus diesem Grund haben wir bereits Mitte 2018 eine Firma mit der Müllsortierung beauftragt", sagt der Pressesprecher der LEG, Mischa Lenz. Außerdem teilte die LEG mit, dass an jedem Standort mindestens einmal pro Woche ein Hauswart vorbeikomme und nach dem Rechten sehe. Zudem gehe man, so die LEG, sehr gewissenhaft mit den Thema Müll um: "Wir sensibilisieren alle unsere Mieter für das Thema Müll, unter anderem durch intensive persönliche Gespräche, Umwelttage im Quartier, aufklärende Anschreiben und so weiter. Doch ab einem gewissen Punkt muss auch die Eigenverantwortung einer Hausgemeinschaft zum Tragen kommen", meint Pressesprecher Mischa Lenz.

Ob die LEG der Sensibilisierung ihrer Mieter für eine ordnungsgemäße Müllentsorgung - so wie im Statement der Pressestelle behauptet - nachgekommen ist, scheint fraglich. Ein Mieter, der seit mehreren Jahren in dem Haus lebt, berichtet folgendes: "Wir haben hier in den letzten Jahren keinen Hauswart gesehen. Außerdem haben wir das Müllproblem bereits häufiger beim Vermieter - der LEG - und auch bei Mietern, die ihren Müll nicht richtig trennen, angesprochen. Genutzt hat es bisher nichts". Der Mieter hat Angst vor Konsequenzen vonseiten der LEG und möchte seinen Namen nicht nennen.

Ein Hausbesitzer in der Straße möchte sein Haus mittlerweile wegen des ungelösten Müllproblems sogar verkaufen. Er möchte ebenfalls nicht genannt werden, ist der Redaktion aber bekannt. "Wegen des Mülls ist die Wohngegend einfach nicht mehr das, was sie einmal war. Es gab immer wieder solche Berge an Müll, doch mittlerweile ist es extrem geworden", klagt der Hausbesitzer, der nun nach Gehlenbeck ziehen wird.

Wie kam es überhaupt zu diesem Abfallproblem? Ein Grund könnte sein, dass für 75 Menschen das Volumen für Restmüll um eine 1.100-Liter-Tonne reduziert wurde.

Für die Entsorgung ist der Eigentümer verantwortlich

Das Entsorgungsunternehmen Tönsmeier ist im Kreis Minden-Lübbecke für jeglichen Müll zuständig, der nicht in den gelben Sack gehört. "Wir haben von der Stadt Lübbecke Anfang November den Auftrag bekommen, das Müllvolumen an drei Standorten zu reduzieren. Es gab ein neues Gespräch, nach dem wir das Müllvolumen wieder aufgestockt haben", erklärt Tönsmeier-Sprecher Boris Ziegler.

Die RMG Rohstoffmanagement GmbH, die für die gelben Säcke zuständige Entsorgungsfirma, war trotz mehrerer Versuche für keine Stellungnahme zu erreichen.

Laut der Stadt Lübbecke ist für die Entsorgung des Mülls der Eigentümer verantwortlich. Die Stadt könne die LEG nur über die Ordnungswidrigkeit informieren und sie anmahnen. Trotzdem hat die Stadt gehandelt: "Die beklagten Zustände sind fast komplett behoben. Wir werden die betroffenen Grundstücke zukünftig im Auge behalten, um unseren Teil dazu beizutragen, dass eine Situation wie zuletzt nicht erneut entsteht", so Stadt-Sprecher Andreas Püfke. Lediglich an einem Grundstück steht noch Sperrmüll, der Püfke zufolge bereits angemahnt wurde.