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Nachruf: Wilfried Finke bleibt das Herz des SC Paderborn

Der Unternehmer starb am Dienstag nach langer Krankheit

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Gestorben:Wilfried Finke machte aus seiner Möbelhauskette die zwölftgrößte in Deutschland. Dann folgte der Verkauf. | © picture alliance

Gestorben:Wilfried Finke machte aus seiner Möbelhauskette die zwölftgrößte in Deutschland. Dann folgte der Verkauf. | © picture alliance

16.01.2019 | 16.01.2019, 15:10

Paderborn. Er machte den SC Paderborn einst zum Erstligisten und nach einer Talfahrt wieder zu einem erfolgreichen Zweitligisten. Wilfried Finke war das Herz des SCP, er führte den Verein durch schwierige Zeiten und rettete ihn vor dem sicheren Ruin. Nun ist er gestorben und hinterlässt Fassungslosigkeit und tiefe Trauer bei vielen, die es gut meinen mit dem SCP.

Legendär waren seine Auftritte bei den SCP-Pressekonferenzen

Legendär waren Finkes Auftritte in den SCP-Pressekonferenzen. Es herrschte natürlich absolutes Rauchverbot, nicht aber für Herrn Finke. Er qualmte bis sich die Arena-Balken bogen, niemand nahm es ihm übel. Natürlich nicht. Denn er war der Boss, der Strippenzieher. Er baute den Verein auf, erlebte mit ihm alles, was man im Fußballgeschäft erleben konnte. Einen Wettskandal, ein Effenberg-Skandälchen, die 1. Bundesliga, den fast Absturz in die 4. Liga und letztendlich die finanzielle Rettung durch seine Hand und sein Geld. Er war ein Segen für den SCP, der ohne ihn wahrscheinlich nur ein Landesligist wäre.
Doch nicht immer waren alle glücklich mit Herrn Finke. Wie oft polterte er. Stauchte die Spieler in der Halbzeitpause oder nach einem Spiel zusammen, bis sie sich kaum noch auf den Platz oder nach Hause trauten.

Wilfried Finke war ein Quergeist

Wie wütend waren alle, als Wilfried Finke den Fanliebling Daniel Brückner aus dem Verein kickte, der wohl die wenigste Schuld am damaligen Misserfolg hatte. Wilfried Finke war ein Quergeist, der mit seinem eigenen Kopf alles durchsetzte, was er wollte. Doch er handelte immer im Sinne des Vereins. Denn der SCP war sein Baby, seine Leidenschaft und eines seiner Lebenswerke.

Diesem Baby wollte er nie schaden und wenn es brenzlig wurde, dann war er da. Im März 2017, als dem Verein das Wasser bis zum Hals stand und Fans selbst gemachte T-Shirts verkauften, meldete er sich als Fan in einer Facebook-Gruppe zu Wort. „Ich bin stolz auf euch", schrieb er zu den Fans. „Die Trikotaktion hat mich sehr bewegt und gibt mir viel Kraft für die anstehenden Aufgaben." Beim Klassenerhalt würde er sich für die Senkung der Eintrittspreise einsetzen. Er wollte das verloren gegangene Vertrauen der Fans zurück holen. Das schaffte er und stand parat, als sein Geld und sein Einsatz vielleicht am dringendsten gebraucht wurden.

Er sicherte dem SCP die Lizenz für die 3. Liga

Er sammelte das Geld zusammen und sicherte dem SCP im Mai 2017 die Lizenz für die 3. Liga, die 1860 München dank ihres Scheichs aus Jordanien nicht erhielt. So blieb der Klub überhaupt erst im Profifußball und steht heute da, wo er eben steht. Ein Jahr später ging es zurück in die zweite Liga, bei den Feierlichkeiten konnte Finke schon nicht mehr dabei sein.

Spätestens da war klar, dass es ihm ziemlich schlecht gehen müsse. Nun ist er nicht mehr da und hinterlässt eine große Lücke. Er konnte schon die großartigen Momente dieser Saison wegen seiner Krankheiten nicht mehr live im Stadion verfolgen. Nun kann die Mannschaft für ihn spielen. Für Wilfried Finke, der noch lange das Herz des SC Paderborn bleiben wird.

Bitter für ihn war auch, dass er in den letzten Wochen seines Lebens die Zerschlagung seines früheren Unternehmens miterleben musste. Er hatte die Finke-Gruppe im Herbst an die Gruppe von Möbelmogul Kurt Krieger verkauft. Der wird das Stammhaus in Paderborn samt Verwaltung schließen und abreißen. Auch die Verwaltung der Logistik wird aufgelöst. Insgesamt verliert die Domstadt rund 400 Jobs. Am Dienstag wurde bekannt, dass auch das Finke-Möbelhaus in Jena abgerissen und durch ein Haus der Marke Höffner (Krieger-Gruppe) ersetzt wird.

Finke war 1968 ins Unternehmen seines Vaters eingetreten

Die Finke-Häuser in Hamm, Münster und Kassel sowie die Discounterschiene Preisrebell bleiben als unternehmerisches Vermächtnis wohl erhalten.

Wilfried Finke war 1968 ins Unternehmen seines Vaters Franz eingetreten. Der hatte die Firma 1959 gegründet. Der Sohn baute sie rasant aus. 1993 eröffnete Finke ein Haus in Erfurt, es folgten Kassel, Münster, Jena und Hamm. Zwischenzeitlich kratzte Finke an den Top Ten der deutschen Möbelhändler, brachte es auf 380 Millionen Euro Umsatz und beschäftigte 1.900 Mitarbeiter. Angestellte seiner Möbelhäuser haben die gute Arbeitsatmosphäre und die über dem Branchenschnitt liegenden Gehälter gelobt, die er zahlte.

Das Video zeigt den damaligen SCP-Präsidenten Finke nach einer wichtigen Mitgliederversammlung im Januar 2018:

Video


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