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900 Schweine im Münsterland verendet: "Die Täter wussten, was sie taten"

Kurz-Interview mit Hubertus Beringmeier

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Im Schweinemastbetrieb von Christian Röring wurde eingebrochen. | © Verwendung weltweit

Im Schweinemastbetrieb von Christian Röring wurde eingebrochen. | © Verwendung weltweit

15.01.2019 | 15.01.2019, 18:22

Herr Beringmeier, in einem Schweinemastbetrieb im Münsterland sind hunderte Tiere verendet, weil unbekannte Täter die Lüftungsanlage ausgeschaltet haben. Was passiert in so einem Fall mit den Schweinen?
Hubertus Beringmeier: In diesem Fall sind die Tiere an Sauerstoffmangel gestorben. Wenn ein Stall zu ist und ohne Lüftung, dann ist das wie mit der Kerze unterm Glas: Es heizt sich auf und irgendwann ist der Sauerstoff verbraucht.

Gibt es denn keine Fenster? Oder hätten die auch nicht geholfen?
Beringmeier: Die Ställe haben alle Fenster. Sie hätten aber nur geholfen, wenn der Landwirt etwas von dem Problem mitbekommen hätte. Wenn man nur die Zeit überbrücken muss, bis man das Notstromaggregat angeschlossen hat, das ja seit 2006 vorgeschrieben ist, dann ist das kein Problem. In den zehn Minuten verenden noch keine Schweine.

Hat selbst 3.500 Schweine: Hubertus Beringmeier. Foto: Jonek - © Sarah Jonek
Hat selbst 3.500 Schweine: Hubertus Beringmeier. Foto: Jonek | © Sarah Jonek

Wie lange können die Tiere bei ausgefallener Belüftung überleben?
Beringmeier: Mehrere Stunden. Aber hier waren ja am Sonntagabend alle Mitarbeiter raus und erst am nächsten Morgen wieder drin. Da haben Sie keine Chance.

Wie wird ein solcher Fall normalerweise verhindert?
Beringmeier: Eigentlich springt beim Stromausfall die Alarmanlage an. Bei uns ist das zweigeteilt: Einerseits bekommen wir Meldung, ein anderes Gerät kommuniziert mit dem Hersteller der Anlage. Und der ruft dann solange an, bis ich den Fall quittiere, also anzeige: Ich habe das mitbekommen. Sonst machen die Dauerstress.

Lässt sich die Alarmanlage auch regulär ausschalten?
Beringmeier:Ja, zum Beispiel bei Reinigungsarbeiten. Der Stall ist dann leer, die Temperatur fährt runter. Weil die Anlage dann Meldung machen würde, kann man sie manuell für diesen Zeitraum ausschalten.

Muss man davon ausgehen, dass die Täter sich mit der Technik auskannten?
Beringmeier: Natürlich, klares Ja. Von Johannes Röring (Präsident des westfälisch-lippischen Landwirtschaftsverbandes und Vater des Hofbetreibers, d. Red.) weiß ich, dass sie zuerst die Alarmanlage und erst danach die Lüftung ausgeschaltet haben. Das macht nicht irgendeiner, der meint, er müsste nur mal eben einen Schalter von links nach rechts ziehen. Von daher ist es richtig, dass der Staatsschutz jetzt ermittelt. Das alles macht mich sehr betroffen.


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