1. Lokalnachrichten
  2. Kreis Paderborn
  3. Paderborn
  4. Aufklärung von Missbrauch: Paderborner Anwältin übernimmt schwierige Aufgabe

Paderborn

Aufklärung von Missbrauch: Paderborner Anwältin übernimmt schwierige Aufgabe

Gabriela Joepen wird 2019 Ansprechperson für Betroffene. Die Kirche will damit ein Zeichen setzen.

Ernennt zwei neue Ansprechpersonen: Das Generalvikariat des Erzbistums Paderborn. | © Birger Berbüsse

Ernennt zwei neue Ansprechpersonen: Das Generalvikariat des Erzbistums Paderborn. | © Birger Berbüsse

18.12.2018 | 18.12.2018, 08:29

Paderborn. Der Missbrauchskandal in der katholischen Kirche hat bundesweit für Aufsehen gesorgt. Und oft war zu hören, dass eine echte Aufarbeitung in Reihen der Kirche bezweifelt wird. Deshalb sollen externe Personen hier helfen. Das geschieht nun auch im Erzbistum Paderborn.

Erzbischof Hans-Josef Becker hat zwei neue Ansprechpersonen für Opfer von Missbrauch durch Angehörige der katholischen Kirche benannt. Eine davon ist Rechtsanwältin Gabriela Joepen (61) aus Paderborn. Sie soll ab Januar 2019 gemeinsam mit ihrem Dortmunder Kollegen Martin Rehborn die Funktion übernehmen. "Ich habe großen Respekt vor der Aufgabe", sagt sie: "Ich habe mir einige Wochen Bedenkzeit genommen, bevor ich zugesagt habe."

Ansprechperson für Hinweise auf sexuellen Missbrauch: Rechtsanwältin Gabriela Joepen aus Paderborn. - © pdp/Thomas Throenle
Ansprechperson für Hinweise auf sexuellen Missbrauch: Rechtsanwältin Gabriela Joepen aus Paderborn. | © pdp/Thomas Throenle

Das Erzbistum setzt damit Richtlinien der deutschen Bischofskonferenz um und diese Richtlinien sind auch entscheidend für die Arbeit von Gabriela Joepen. "Danach richten wir uns, ansonsten sind wir unabhängig und ich gehe davon aus, dass das insgesamt für unsere Arbeit gilt." Manch Paderborner kennt Gabriela Joepen auch aus ihrer Tätigkeit als Patientenfürsprecherin am Brüderkrankenhaus. "Auch dort habe ich oft mit berührenden Schicksalen zu tun, aber vor allem die seelische Komponente ist bei Missbrauchsopfern natürlich eine andere." Joepen ist Fachanwältin für Miet-und Wohnungseigentumsrecht, hat aber früher auch als gesetzliche Betreuerin Aufträge des Amtsgerichts übernommen. "Das hilft mir sicherlich bei der neuen Aufgabe auch."

Anwältin sieht sich klar auf Opferseite

Fürs Erzbistum war sie bislang nicht tätig, allerdings engagiert sie sich gemeindlich. Sie soll den Betroffenen künftig zuhören, die Fälle aufnehmen und dann prüfen, ob weitere Schritte notwendig sind. "Wir helfen gegebenenfalls auch dabei Entschädigungsanträge auf den Weg zu bringen." In ihrer Aufgabe sieht sie sich "ganz klar auf Opferseite". Erzbischof Becker sagt dazu: "Als Kirche von Paderborn und auch ganz persönlich sind wir beschämt und tief enttäuscht über den Missbrauch Minderjähriger im Raum der Kirche. Es kommt jetzt darauf an, ganz und noch eindeutiger auf der Seite der Betroffenen und Opfer zu stehen."

Wie viele Angehörige sich noch melden werden, sei sehr schwer vorherzusagen, so Joepen. Ob eine von der Kirche unabhängige Ansprechperson die Hemmschwelle von Betroffenen senkt, könne sie nur mutmaßen. "Aber selbst wenn es Bedenken gibt, kann man die im Gespräch schnell ausräumen. Laut Erzbischof wurde bewusst in Folge der sogenannten MHG-Studie zum Missbrauch in der katholischen Kirche entschieden, im Erzbistum externe Ansprechpersonen für Hinweise auf Anhaltspunkte für den Verdacht eines sexuellen Missbrauchs an Minderjährigen zu benennen.

Das Erzbistum dankte den Vorgängern Petra Lillmeier und Franz Kalde. "Mit viel Sachverstand und großem Einfühlungsvermögen standen sie an der Seite von Betroffenen, begleiteten und unterstützten sie", sagte Generalvikar Alfons Hardt. Lillmeier soll zukünftig als Interventionsbeauftragte weiter in diesem Arbeitsfeld tätig sein. Kalde bleibt Richter am Erzbischöflichen Offizialat Paderborn.

Die Kontaktdaten der neuen Missbrauchsbeauftragten werden auf der Homepage des Erzbistums Paderborn veröffentlicht.