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23 Jahre Sehnsucht: Gütersloherin sucht nach Papa

Mit sieben Jahren sah Katrin Ziermaier das letzte Mal ihren Vater. 23 Jahre später hofft die 30-Jährige auf ein Wiedersehen

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Bild aus Kindertagen: Katrin Ziermaier wuchs zunächst in Gütersloh auf. | © Privat

Bild aus Kindertagen: Katrin Ziermaier wuchs zunächst in Gütersloh auf. | © Privat

16.08.2017 | 17.08.2017, 11:17

Gütersloh. 23 Jahre ist es her, dass Katrin Ziermaier zum letzten Mal von ihrem Papa „Prinzessin" genannt wurde. Dann entschied sich ihre Mutter den Kontakt zwischen Vater und Tochter abzubrechen, um ihr damals sieben Jahre altes Kind vor der neuen Freundin des Expartners zu schützen. „Sie hat versucht, mich zu entführen", erinnert sich die heute 30-Jährige.

Ein paar Jahre danach zog Ziermaier, damals noch Katrin Berger, von Gütersloh aus nach Südbaden, weil ihre Mutter dort leichter Arbeit fand. Seit etwa zehn Jahren versucht die 30-Jährige wieder Kontakt mit dem Mann aufzunehmen, der ihr hoffentlich mehr über ihre Wurzeln erzählen kann.

Information
Nachricht an den gesuchten Vater

Katrin Ziermaier hat eine kurze Botschaft an ihren Vater verfasst, den sie seit vielen Jahren sucht. Falls jemand den Gesuchten kennt, würde sie sich freuen, wenn diese Nachricht an ihn weitergereicht wird:


„Hallo Papa, einst nanntest du mich Prinzessin. Dies war zuletzt, als ich in der Vorschule in Avenwedde war (1992 oder 1993) und du erzähltest mir, dass ich große Schwester werde.

Ich würde mich freuen, wenn du dich melden würdest Rechid, Reshi’d oder Resit K. (Ich kenne die Schreibweise deines Vornamens leider nur aus dem Internet.)

Ich würde auch gern meine Großeltern kennenlernen, da ich ein Oma- und Opa-Kind bin. Ich lebe jetzt in Südbaden, aber ich hätte gerne einen Grund die alte Heimat zu besuchen.

Liebe Grüße, Katrin Ziermaier (damals mit dem Nachnamen Berger; wir wohnten am Kupferweg in Isselhorst)."

Die junge Frau sei sich sicher, dass ihr Vater noch in Gütersloh lebt: „Ich habe mit einer ehemaligen Arbeitskollegin von ihm telefoniert. Und sie hat es mir bestätigt." Sie bat diese Kollegin, ihrem Vater ihre Telefonnummer zu geben, da dieser einmal im Jahr seine ehemalige Arbeitsstelle besuchen würde. Kein Erfolg.

Vater arbeitete in Isselhorster Gärtnerei

Der vermisste Vater soll das gleiche Muttermal wie seine Tochter haben. - © Privat
Der vermisste Vater soll das gleiche Muttermal wie seine Tochter haben. | © Privat
Katrin Ziermaier - © Privat
Katrin Ziermaier | © Privat

In den 90er Jahren arbeitete der Mann aus dem Kosovo in einer Isselhorster Gärtnerei, wo er auch Ziermaiers Mutter kennenlernte. „Er gaukelte ihr die große Liebe vor. Doch nachdem er von ihr bekam, was er wollte, hat er sich aus dem Staub gemacht." Sie sei deshalb nicht sauer, aber enttäuscht: „Ich halte solche Menschen für arme Würstchen." Ein Thema, zu dem sie ihm ihre Meinung sagen wolle – aber es gibt auch positive Erwartungen für das Wiedersehen. „Ich habe Sehnsucht nach ihm", sagt sie, „da ich leider nie erfahren habe, was Vater-Kind-Liebe ist." Gleichzeitig nagt an ihr die Angst, abgelehnt zu werden. Ein Gefühl, das sie schon kennt: „Da ich ihm sehr ähnlich sehe, habe ich nie wirklich warme Mutterliebe empfangen." Sie habe die Hoffnung, dass eine Bindung zu ihrem Vater diesen Schmerz ausgleicht.

Versuchte Entführung auf dem Schulhof

Ihre Mutter lehnt weiterhin jeden Kontakt zu ihrem Expartner ab. Zum endgültigen Bruch soll es gekommen sein, als Ziermaier beinahe entführt wurde: Auf dem Schulhof ihrer Isselhorster Grundschule sei die neue Freundin ihres Vaters damals auf die kleine Katrin zugegangen und haben nach ihrem Namen gefragt. Die Grundschülerin kannte die Regel, dass man bei Fremden vorsichtig sein muss, und wendete einen Trick an. „Ich sagte, ich heiße Irina." Die Freundin sagte, sie suche Katrin, um sie mit zu ihrem Vater zu nehmen.

Vor der Direktorin der Schule soll die Freundin behauptet haben, dass sie ein Anrecht auf das Kind habe. Als die Polizei in der Schule eintraf, habe die Frau durch das Schulgebäude geschrien, erinnert sich Ziermaier. Heute nimmt sie an, dass hinter diesem Versuch der krankhafte Drang nach einem eigenen Kind steckte.

"Komm mit, ich bring dich zu Richi"

Das Kuriose: Eine solche Begebenheit soll kein Einzelfall in ihrer Kindheit gewesen sein: „,Komm mit, ich bring dich zu Richi‘ – diesen Trick haben viele bei mir versucht." Dass ihr Vater selbst dahinterstecke, könne sie sich aber nicht vorstellen.

Klären könnte sie solche Erfahrungen vielleicht, wenn sie „Richi", der vermutlich Reshid oder Rechid heißt, finden würde. Die Suche mit privaten Suchstellen sowie beim Jugend- und Einwohnermeldeamt bliebt erfolglos. „Das Jugendamt antwortete vor zwei Jahren, dass die Unterlagen vernichtet seien und ich mir diesbezüglich einen Anwalt nehmen sollte."

Auf Facebook hat sie jetzt einen Aufruf verbreitet – mit einem Bild von ihrem Muttermal, dass ihr Vater angeblich auch hat. „Das hat er mir erzählt, als ich vier Jahre alt war." Ein Bild von ihm besitzt sie nicht. Sie erinnert sich noch, dass der heute Mitte-50-Jährige damals gelocktes Haar hatte, braun gebrannt war und circa 1,75 Meter groß war.

Infos zum Verbleib des Vaters sammelt die NW per E-Mail und leitet sie an Katrin Ziermaier weiter.