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Dokumentation über Nordkorea: Bitte recht fröhlich!

"Im Strahl der Sonne" in der Mediathek der Bundeszentrale für politische Bildung

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Zin-mi (Mitte) wird bei den Jungpionieren aufgenommen. | © Salzgeber & Co. Medien GmbH

Zin-mi (Mitte) wird bei den Jungpionieren aufgenommen. | © Salzgeber & Co. Medien GmbH

17.08.2017 | 17.08.2017, 06:22

Für Außenstehende ist Nordkorea ein rätselhafter Staat. Diktator Kim Jong-un lenkt mit Raketentests und zuletzt im Atomstreit mit den USA die Aufmerksamkeit zwar immer wieder auf das von ihm geführte Reich. Was das Innenleben, den Alltag der Menschen in dem Land angeht, ist Nordkorea allerdings sehr verschlossen. Die Dokumentation "Im Strahl der Sonne" von Vitaly Mansky versucht, Licht ins Dunkel zu bringen.

"Im Strahl der Sonne" aus dem Jahr 2015 lief im vergangenen Jahr auch in deutschen Kinos und ist auf DVD erschienen. Nun ist die Dokumentation kostenlos in der Mediathek der Bundeszentrale für politische Bildung zu sehen. Anschauen lohnt sich, auch vor dem Hintergrund der aktuellen politischen Lage.

Die Stärke des Films liegt in dem, was es dem Regisseur gelingt zu offenbaren: die Strenge des nordkoreanischen Systems gegenüber der eigenen Bevölkerung. Für das Filmteam gelten während der Dreharbeiten viele Regeln. Es darf sich nicht frei bewegen. Stattdessen soll es eine "Musterfamilie" begleiten und steht unter ständiger Kontrolle. Mansky dreht jedoch den Spieß um und nutzt die Instrumente des Systems, um letztlich doch mehr Informationen zu erhalten.

Über Lautsprecher werden die Botschaften Kim Jon Uns verkündet. - © Salzgeber & Co. Medien GmbH
Über Lautsprecher werden die Botschaften Kim Jon Uns verkündet. | © Salzgeber & Co. Medien GmbH

Im Mittelpunkt des Films steht das Mädchen Zin-mi aus der nordkoreanischen Hauptstadt Pjöngjang, Tochter der "Musterfamilie". Ein Jahr lang begleitet Manskys Team das damals achtjährige Mädchen. Wo gedreht wird und wer was sagen darf, ist in einer Art Drehbuch streng festgelegt. Mansky jedoch lässt die Kamera auch in den Momenten laufen, wenn die Protagonisten ihre Texte üben und Anweisungen bekommen, wie sie etwas sagen sollen.

Dem "großen Führer" huldigen

Wir beobachten Zin-mi dabei, wie sie dem "großen Führer" Kim Jong-un huldigt und sich auf die feierliche Aufnahme bei den Jungpionieren vorbereitet. Wir sehen, wie das Filmteam den angeblichen Arbeitsplatz der Eltern Zin-mis besucht und die Mitarbeiter üben, die erfolgreiche Produktion zu feiern. Wie sie angewiesen werden, glücklicher und patriotischer zu schauen. Wie der nordkoreanische Führer in der Schule überschwänglich gefeiert und verehrt wird.

Nur in wenigen Momenten gelingt es Mansky, Szenen einzufangen, die nicht im Drehbuch stehen. Zum Beispiel, wenn die Kamera aus dem Fenster heraus filmt. Dort ist dann kurz nicht alles perfekt, fröhlich und überschwänglich. Dort kramt schon mal ein Kind in kaputten Sachen im Müll herum. Der Großteil des Films jedoch erweckt den Eindruck einer großen Inszenierung und zeigt eine Umgebung, in der sich scheinbar niemand natürlich oder frei verhalten kann, weil für das richtige Verhalten strenge Vorgaben gelten. Regisseur Mansky nutzt letztlich die Inszenierung für seine Kamera, um die Inszenierung in Nordkorea zu zeigen. Das ist ihm gelungen.