1. Nachrichten
  2. Meinung
  3. Erdogan und Trump: Schwache Präsidenten

Meinung

Erdogan und Trump: Schwache Präsidenten

Kommentare
Staatschefs: Recep Tayyip Erdogan (links) und Donald Trump beim G20-Gipfel in Hamburg. | © picture alliance / abaca

Staatschefs: Recep Tayyip Erdogan (links) und Donald Trump beim G20-Gipfel in Hamburg. | © picture alliance / abaca

21.08.2017 | 21.08.2017, 16:22

Schwache Politiker sind Lautsprecher. Sie benötigen Feindbilder, um Anhänger ohne Inhalte auf eine Person festzulegen. Je stärker solche Menschen sich auf Titel und Ämter berufen, desto geringer ist ihre Relevanz. Lehrbuchhaft ist dies derzeit zu beobachten an den Präsidenten der Türkei und der USA, Erdogan und Trump.

Erdogan ist ein Egoman ohne Qualitäten – weder in der politischen Idee noch in der Führung seines Landes. Die Türkei verliert seinetwegen rasant an Ansehen, die Wirtschaft verfällt, die Attraktivität des Reiseziels nähert sich null, die Lebensqualität sinkt, die Freiheit der Menschen wird eingeschränkt. Politisch restauriert ein Staatschef ohne Ideen sein bislang laizistisches Land in eine auf religiöse Leitlinien gestützte Autokratie.

Nun ist die Türkei auch vor Erdogan nicht das Vorbild für Demokratie und Weltoffenheit gewesen. Aber ein Staatsmann mit einer Führungsidee hätte der Welt zeigen können, wozu eine demokratische, weltoffene Republik mit der Mehrheit islamisch gläubiger Menschen fähig sein könnte, wenn sie ein Zeitalter der Aufklärung für sich anstoßen würde. Das wäre eine Dimension der Führung gewesen, mit der Erdogan historische Relevanz hätte gewinnen können. Er tut das Gegenteil und versagt vor der Geschichte.

Amerikanische Existenzkrise

Ähnlich verhält es sich mit dem US-Präsidenten. Allerdings ist es dort noch dramatischer, weil ein grandioses Land, ein Vorbild an Freiheit und Demokratie gerade von einem überforderten Lautsprecher in eine echte Existenzkrise geführt wird. Man hofft noch darauf, dass die Selbstheilungskräfte des Landes ausreichen, dieses düstere Kapitel möglichst bald zu beenden. Sicher ist man nicht.

Anders als bei den USA gibt es aus deutscher Sicht Handlungsbedarf in Sachen Türkei, deren Selbstheilungskräfte offenbar überfordert sind. Außenminister Gabriel und Kanzlerin Merkel haben völlig recht, ihren NATO-Partner und EU-Beitrittskandidaten in die Schranken zu weisen. Es darf auch deutlicher sein.

Man wüsste auch gern, warum Herr Erdogan zwar von der Wahl von CDU, SPD und Grünen abrät, nicht aber von der der FDP und der AfD. In Deutschland werden die Wähler die Stabilität unseres demokratischen Systems bei den Wahlen im September unterstreichen. Dies wird hoffentlich mit dem eindrucksvollen Votum der integrierten deutschen Mitbürger türkischer Abstammung geschehen.

Niemand folgt den Schwachen.

Kontakt zum Autor

Kommentare

Unsere neue Kommentarfunktion

Entdecken Sie jetzt unsere verbesserte Kommentarfunktion - nur ein Klick und Sie können starten! Ihre bisherigen Kommentare sind selbstverständlich weiterhin verfügbar.