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Wilde Spekulationen: Wer ist der Video-Fallensteller von Ibiza?

Vier Tage nach der Veröffentlichung des Skandal-Mitschnitts über den Ex-FPÖ-Vorsitzenden und seinem Vertrauten gibt es noch keine heiße Spur zum Urheber. Eine Übersicht der möglichen Kandidaten

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20.05.2019 | 20.05.2019, 22:12

Berlin. Wer hat dem Ex-FPÖ-Chef Hans-Christian Strache und seinem Vertrauten Johann Gudenus die Falle auf Ibiza gestellt? Auch vier Tage nach Veröffentlichung des Videos über einen folgenreichen Abend auf Ibiza gibt es keine heiße Spur, aber jede Menge Spekulationen. Eine Übersicht.

Jan Böhmermann

Der Satiriker hat das heikle Video mit heimlichen Aufnahmen des FPÖ-Politikers Heinz-Christian Strache bereits vor Wochen gekannt. Das bedeutet aber nicht, dass er damit etwas zu tun hatte oder ihm die Aufnahmen auch nur angeboten wurden. Letzteres dementierte sein Manager Peter Burtz am am Wochenende. Woher Böhmermann die Aufnahmen kannte, wisse er nicht, sagte Burtz. Böhmermann hatte bereits im April bei der Verleihung des österreichischen TV-Preises „Romy" in einer Video-Botschaft Andeutungen zu dem Fall gemacht. Das brachte ihm hinter den Kulissen scharfe Kritik ein: er könnte „den Feind" damit vorgewarnt haben. Am Montag legte Böhmermann nach: Er setzte auf Twitter eine Botschaft ab, die nur aus der Adresse einer Internetseite besteht: dotheyknowitseurope.eu (Wissen sie, dass es Europa ist?). Auf der Seite ist bislang nur ein Countdown zu sehen, der am Mittwochabend endet. Zu der Seite gibt es noch eine zweite Adresse: comediansforworldpeace.eu („Comedians für den Weltfrieden").

Zentrum für politische Schönheit

Auch der Polit-Künstlergruppe „Zentrum für politische Schönheit" (ZPS) war das Video anscheinend schon länger bekannt - und auch von ihnen könnte Böhmermann, der als ZPS-Unterstützer gilt, seine Informationen haben. Nach einem Bericht der „Wiener Zeitung" soll der Gruppe das Material zuerst zugespielt worden sein, sie hätte dann die Weitergabe an „Spiegel" und „Süddeutsche Zeitung" organisiert. Philipp Ruch, Kopf der Gruppe, sagt auf RND-Anfrage nur: „Wir äußern uns grundsätzlich nicht zu den inneren Angelegenheiten anderer Länder. Aber die Fakten sprechen ja für sich." Damit meint er einen Hinweis des Zentrums auf Twitter am Freitagabend auf ein frisch eingerichtetes Twitter-Profil namens @kurzschluss14. Dieser Nutzer veröffentlichte dann am Sonnabend Ausschnitte des Treffens, die „Spiegel" und „Süddeutsche" nicht gezeigt hatten. Dass die Aktionskünstler die Aufnahmen selbst gemacht haben, ist ebenfalls komplett unwahrscheinlich. Der renommierte österreichische Journalist Armin Wolf berichtete auf Twitter, dass das Video mehreren Medien in Österreich zunächst gegen Bezahlung angeboten worden sei. Das widerspräche der Arbeitsweise des ZPS. Nachdem ein derartiges Geschäft nicht zustandekam, waren die Aufnahmen quasi „herrenlos".

Tal Silberstein

Sowohl Strache als auch Österreich-Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) erklärten, das Vorgehen bei der Erstellung des Videos erinnere sie an die Vorgehensweise des früheren Politikberaters der sozialdemokratischen SPÖ. Der Israeli hatte 2017 im Rahmen einer „Dirty Campaign" für die SPÖ in den sozialen Netzwerken Falschmeldungen gestreut, die sich primär gegen Kurz richteten. Der Skandal flog im Herbst 2017 auf. Fast gleichzeitig wurde Silberstein wegen anderer Vergehen in Israel verhaftet. Beweise für Silbersteins neuerliche Aktivität blieben Strache und Kurz schuldig.

Kurz, Putin und der Rest der Welt

Dass Kurz so offensiv auf Silberstein zielte, mag auch ein Ablenkungsmanöver sein. Potenzieller Profiteur des FPÖ-Skandals ist jedenfalls der dynamische Kanzler: Er ist den nicht stubenreinen Koalitionspartner los und kann auf seine Wiederwahl hoffen. Einen Beweis, dass er schon länger von dem Video wusste, gibt es natürlich nicht. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow wollte das Video am Montag nicht großartig „kommentieren, weil es nichts mit Russland, dem Präsidenten oder der Regierung zu tun hat. Wir wissen nicht, wer diese Frau ist, ob sie russischer Nationalität oder Herkunft ist", fügte er in Moskau hinzu.