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Carola Rackete festgenommen

Böhmermann sammelt halbe Million Euro für Sea-Watch-Kapitänin

Die Zahl der Spenden klettert im Minutentakt. Am Sonntagnachmittag hatten sich bereits mehr als 18.000 Menschen an der Sammelaktion des Moderators beteiligt.

Sea-Watch-Kapitänin Carola Rackete ist in der Nacht auf Lampedusa festgenommen worden. | © REUTERS/Guglielmo Mangiapane

Sea-Watch-Kapitänin Carola Rackete ist in der Nacht auf Lampedusa festgenommen worden. | © REUTERS/Guglielmo Mangiapane

30.06.2019 | 30.06.2019, 17:32

Köln. Das klingt nach einem Crowdfunding-Rekord: Innerhalb nur eines Tages hat der Moderator Jan Böhmermann eine halbe Million Euro für die Gerichtskosten der Sea-Watch-Kapitänin Carola Rackete gesammelt. Schon am späten Samstagabend waren innerhalb 100.000 Euro zusammengekommen - am Sonntag kletterte der Spendenstand dann auf 500.000 Euro. Mehr als 18.000 Menschen wollen Rackete unterstützen.

Böhmermann und ProSieben-Moderator Klaas Heufer-Umlauf hatten bereits am Freitag angekündigt, die Seenotretter finanziell unterstützen zu wollen, sofern die italienischen Behörden Kapitänin Carola Rackete strafrechtlich verfolgen würden. In der Nacht zu Samstag war die 31-Jährige dann im Hafen von Lampedusa festgenommen worden.

Böhmermann verkündete den ersten Spenden-Erfolg am Abend auf Twitter und schrieb #freeCarolaRackete. Schon nach nur 90 Minuten waren fast 50.000 Euro zusammengekommen.

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Im Begleit-Text zur Sammelaktion betonte der Moderator: "Wer sein Leben einsetzt, um das Leben anderer zu retten, wird niemals ein Verbrecher sein! "Nirgendwo auf der Welt und schon gar nicht in unserem freien, demokratischen und freundlichen Europa."

Lesen Sie auch: Festnahme von Carola Rackete: Kalt, brutal, unrechtmäßig

Wer Lebensretter zu Verbrechern erkläre, sei im Unrecht. Wer Menschen einsperre, "die anderen Menschen das Leben retten wollen, ist im Unrecht. Das war gestern so, das ist heute so, das wird morgen so sein", so die beiden Moderatoren.

"Wir sind stolz auf unsere Kapitänin"

Das Rettungsschiff "Sea-Watch 3" hatte in der Nacht nach mehr als zwei Wochen auf offener See mit 40 Migranten an Bord im Hafen der Insel angelegt. Das Schiff der deutschen Hilfsorganisation wurde daraufhin beschlagnahmt - die Migranten seien inzwischen von Bord gegangen. Neben den Migranten waren 22 Besatzungsmitglieder und mehrere italienische Abgeordnete auf dem Schiff.

Kapitänin Rackete war Mitte der Woche trotz Verbots der italienischen Regierung in die Hoheitsgewässer des Landes gefahren. „Ich fahre in italienische Gewässer und ich bringe sie (die Migranten) in Sicherheit auf Lampedusa", hatte sie betont und immer wieder darauf verwiesen, dass sie sich an das geltende internationale Recht halte. Gleichzeitig wurde die Solidarität mit der deutschen Kapitänin vor allem in ihrer Heimat immer größer.

Am Samstagmorgen twitterte die Besatzung, man habe vor fast 60 Stunden den Notstand ausgerufen. „Niemand hörte uns zu. Niemand übernahm Verantwortung. Einmal mehr ist es an uns, (...), die 40 Geretteten in Sicherheit zu bringen." Sea Watch-Geschäftsführer Johannes Bayer lobte Rackete: „Wir sind stolz auf unsere Kapitänin, sie hat genau richtig gehandelt. Sie hat auf dem Seerecht beharrt und die Menschen in Sicherheit gebracht", schrieb er auf Twitter.

Kapitänin befürchtete Suizide

Rackete selbst äußerte sich am Sonntag zu ihrer Festnahme und verteidigte ihr Vorgehen. „Die Situation war hoffnungslos. Und mein Ziel war es lediglich, erschöpfte und verzweifelte Menschen an Land zu bringen", sagte die 31-jährige über ihre Anwälte der italienischen Tageszeitung Corriere della Sera. „Ich hatte Angst", sagte die Kapitänin. Sie habe Suizide befürchtet.

Der Vater der Kapitänin, Ekkehart Rackete, sagte dem Corriere, seine Tochter habe nie einen Fehler begangen. „Carola ist nicht impulsiv, sie weiß immer, was sie macht, und sie ist eine starke Frau." Darüber, was in Italien auf sie zukommen würde, sei sie sich schon vor der Ankunft in Lampedusa bewusst gewesen. „Das, was passiert ist, war keine Überraschung, ich bin sicher, dass sie sich der Konsequenzen bewusst war, denen sie entgegen ging."