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DAZN kauft Bundesliga-Rechte: Billiger wird's nicht mehr

Dass DAZN jetzt auch Bundesliga live zeigt, wird seine Kunden freuen - dass das Angebot teurer wird, weniger. Denn der Trend wird hier nicht enden. Doch es gibt ein Gegenmittel

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DAZN überträgt jetzt auch die Bundesliga. Der Streamingdienst ist nicht allein schuld an der Kommerzialisierung des Sports. | © picture alliance / SvenSimon

DAZN überträgt jetzt auch die Bundesliga. Der Streamingdienst ist nicht allein schuld an der Kommerzialisierung des Sports. | © picture alliance / SvenSimon

19.07.2019 | 19.07.2019, 17:07

Dass der britische Streamingdienst DAZN nun auch die Bundesliga live zeigt, wird wahrscheinlich erstmal nur die bereits zahlenden Kunden freuen. Die bekommen zum Angebot (immerhin die Champions League, Europa League und bedeutungslose Testspiele von Dortmund in Seattle) jetzt noch mehr vom Premiumprodukt, das da heißt Fußball. Doch der eigentliche Profiteur ist nicht der Zuschauer, sondern das Produkt.

Dass sich Fußball wunderbar vermarkten und verkaufen lässt ("Vielleicht bin ich gar nicht deine Freundin - sondern Manuel Neuer?"), ist keine Neuigkeit. So kannte und kennt der Trend auch für die Fans seit Jahren nur ein Symptom, nämlich das steigender Preise für Fußball im Fernsehen. Auch DAZN erhöht die Preise zeitgleich zur Nachricht über den Erwerb der Bundesliga-Rechte. Nur wer ein Jahresabo abschließt, bezahlt weiter etwa 10 Euro im Monat, subventioniert damit aber womöglich den Anbieter, ohne ihn zu nutzen.

Für Kunden ist es ein echter Rückschritt

Man mag argumentieren, dass alles nicht so schlimm ist, dass wahrscheinlich auch 12 Euro hat, wer 10 Euro im Monat für Sport-Streaming ausgibt. DAZN verweist auf das gestiegene Angebot und die vielen Investitionen ins Programm, die das rechtfertigten. Klar ist aber auch: Billiger wird das Fußballgucken definitiv nicht mehr.

Mit dem Schritt zum Jahresabo macht DAZN in Wahrheit außerdem eine Rolle rückwärts. Denn gekündigt werden kann das Abo somit auch nur jedes Jahr statt monatlich. Das macht Sky mit seinen Zweijahresverträgen seit Ewigkeiten so. Man könnte auch behaupten: Das hat das Netflix-Modell der Konkurrenz erst hervorgebracht.

Fest steht: Für Kunden ist es ein echter Rückschritt. Er zementiert weiter das Verkaufsargument der Liga, der Sender und der Streaming-Anbieter, der Fußball sei, wo er hochklassig gespielt wird, ein Produkt, für das man immer mehr Geld verlangen kann. Der Markt mag ihnen bisher recht geben. Und wahrscheinlich ist keiner böse, dass die grünlich verzerrten Bilder oder Totalausfälle des Eurosport-Players der Vergangenheit angehören.

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Doch längst hinterfragen Fans und neutrale Beobachter, manchmal auch angewiderte und in jedem Fall solche, die Fußball für überpräsentes Nichts halten, seinen Hochglanz. Die absurden Ablösesummen und TV-Verträge. Die entgleisten Egos. Das von Vereinen lange verweigerte Mittragen von Kosten für Polizeieinsätze, die einzig (!) und allein (!!) der Sicherheit im Umfeld von Fußballspielen dienen, die eine private und profitorientierte Liga zu organisieren sich ausgedacht hat. Immerhin dürfen sie dazu wohl bald verpflichtet werden.

Das Gute ist: Es gibt eine Lösung für das Dilemma. Weniger Fußball im Fernsehen und mehr Fußball in der echten Welt schauen. Statt Testspiele des BVB auf Werbetour für die eigene Amazon-Serie in Seattle (Besuch im Amazon-Hauptquartier inklusive) zu schauen, geht doch einfach mal auf die etlichen Sportplätze der Region. Fußball gibt's da, ohne viele lästige Anhängsel des vielkritisierten Kommerz'. Und wer die Polizeieinsätze bezahlt, ist auch klar geregelt (Spoiler: der Staat).

Dann gibt's zwar keine Messi-Freistoßtore am Fließband, aber wenn, sind sie ein seltenes Ereignis. Dann gibt's aber auch keine Rechnung für Bundesliga-Streaming in der bundesligafreien Zeit, sondern vielleicht nur eine fürs Ticket beim TuS Jöllenbeck (plus was immer die Pommes kosten). Und ganz vielleicht ist DAZN, ist Sky und sind all die anderen Vermarkter, Zeiger und Aufpolierer des überhaupt nicht polierbedürftigen Fußballs gar nicht "deine Freundin". Sondern Menschen, die einfach gern Fußball spielen. Und nicht nur Manuel Neuer.


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