Schwäbischer Blitzer stößt Bielefelder A2-Anlage vom Blitzer-Thron

Bielefeld/Reutlingen. Seit 2008 gilt Bielefelds Blitzer an der Autobahn 2 nicht nur als der bekannteste in Deutschland, sondern auch als der meistbeschäftigte. 133.245 Tempoverstöße registrierte er 2018. Doch exakt zehn Jahre nach seiner Aufstellung war der Blitzer seinen bundesweiten Spitzenrang los. Wie inzwischen zahlreiche überregionale Medien berichteten, sollen ihm zwei neue Blitzer in der Nähe des schwäbischen Dorfes Walddorfhäslach den Rang abgelaufen haben. Wir haben die Fakten überprüft und sagen: Ja, aber... Die beiden rekordträchtigen Blitzer-Stelen wurden im Mai 2018 an Deutschlands meistbefahrener Bundesstraße – der B 27 zwischen Stuttgart und Tübingen – aufgestellt. Eines der beiden Geräte steht direkt hinter einem Brückenpfeiler bei Walddorfhäslach im Landkreis Reutlingen. Der schnelle &bdquo;Erfolg" des schwäbischen Blitzers lag aber nicht nur an der Verkehrsdichte und der versteckten Position, sondern an einer anderen Besonderheit. Die Blitzer wurden mitten in einer Straßenbaustelle scharf geschaltet – statt 100 galt dort plötzlich Tempo 60. Reutlingen gegen Bielefeld: 240.000 zu 167.000 Bis Dezember zählten die beiden Schwaben-Blitzer bereits rund 240.000 Tempoverstöße. Deutlich mehr als der bisherige &bdquo;Spitzenreiter" aus Bielefeld: immerhin auch 166.973 Fotos. Dabei leitete das Ordnungsamt Bielefeld 2018 so viele Verwarn- und Bußgeldverfahren ein wie noch: 133.245 an der Zahl. Das habe unter anderem an dem langen Sommer gelegen, hieß es. Bei Trockenheit sei das Temponiveau höher als bei schlechter Witterung. Und an der geringen Anzahl der aussortierten Fälle. Denn seit 2016 ist eine grenzübergreifende Bußgeldverfolgung in sehr vielen europäischen Ländern möglich. Doch gegen den Baustellenblitzer von der B 27 reichte es trotzdem beim besten Willen nicht. Viele der betroffenen Autofahrer – darunter übrigens auch Stuttgarts Fußballprofi Mario Gomez – kritisierten damals heftig, dass die Baustelle vor dem Blitzer unterbrochen war. Höchstwerte von 3.000 Fotos pro Tag Dort wo der neue Blitzer stand, schien der Straßenbau beendet zu sein. Die Autofahrer gaben wieder Gas, doch das Tempolimit galt weiter – bis zum zweiten Teil der Baustelle. &bdquo;Unmittelbar nach Inbetriebnahme kam es an einzelnen Tagen zu Höchstwerten von knapp 3.000 Verstößen pro Fahrtrichtung", bestätigt Christine Schuster, Sprecherin des Landkreises Reutlingen. &bdquo;Nach Abschluss der Baustelle im September 2018 nahm die Zahl der Verstöße deutlich ab." Aktuell werden bei Walddorfhäslach durchschnittlich nur noch 240 Temposünder pro Tag erfasst. So fleißig die beiden Laserblitzer an der B 27 auch waren, der Ertrag der zehn Jahre alten Anlage in Bielefeld war dennoch höher. Der Landkreis Reutlingen erhielt von seinen Temposündern im vergangenen Jahr 4,14 Millionen Euro für Verwarn- und Bußgelder, die Stadt Bielefeld nahm hingegen am Bielefelder Berg 7,32 Millionen Euro ein. Die Zeit der schwäbischen Blitzer-Herrschaft scheint absehbar Schuster betont: &bdquo;Inzwischen sind die Verstoßzahlen gemessen an der hohen Verkehrsbelastung der B 27 gering." Das geben auch die Zahlen her: In der Zeit von Januar bis August 2019 eilten nur noch 57.000 Fahrzeuge zu schnell an Walddorfhäslach vorbei (Einnahmen bisher: 1,04 Millionen Euro). Man muss kein Prophet sein, um vorherzusehen, dass der Titel des meistbeschäftigten Blitzers Deutschlands in diesem Jahr wieder nach Bielefeld gehen wird. "Kein Titel, auf den man besonders stolz ist" Norman Rosenland vom Ordnungsamt sagt dazu: &bdquo;Das ist kein Titel, auf den man besonders stolz ist." Aktuelle Zahlen von der A 2 liegen der Stadt Bielefeld zwar noch nicht vor. Aber dass an der Stelle weiterhin zu schnell gefahren wird, davon ist Rosenland, Leiter der Abteilung Verkehrsordnungswidrigkeiten, überzeugt: &bdquo;In den Sommerferien sind die Zahlen wieder deutlich nach oben gegangen." Die Summe der Verstöße lag in diesem Sommer zweimal sogar über 5.000 pro Woche. Den Jahres-Allzeitrekord hält vermutlich auch der Blitzer von der Lämershagener Brücke: Im Jahr nach seiner Aufstellung machte die Anlage 260.000 Fotos. Weil damals aber noch keine grenzübergreifende Verfolgung möglich war, konnte die Stadt Bielefeld nur 120.000 inländische Verfahren einleiten. Die Einnahmen 2009 waren dennoch rekordverdächtig: 9,9 Millionen Euro.

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