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FaceApp: Nutzer geben alle Rechte an ihren Fotos ab

Die Face App steht in der Kritik. Einige Amerikanische Politiker sehen sie gar als Gefahr für die nationale Sicherheit

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Auf unsere Daten und Gesichter sind eine Menge Apps scharf. | © Pixabay

Auf unsere Daten und Gesichter sind eine Menge Apps scharf. | © Pixabay

19.07.2019 | 19.07.2019, 16:40

Bielefeld. Es geht schnell, es geht einfach und es macht Spaß. Die FaceApp lässt das eigene Gesicht mit einem Wisch altern. Mal eben ein Foto hochladen und der Algorithmus macht den Rest. Unter dem Hashtag #FaceAppChallenge machen gerade weltweit Millionen Menschen mit. Was für die meisten Nutzer nicht mehr als ein kurzes Vergnügen ist, lässt bei einigen Datenschützern und Politikern die Alarmglocken läuten.

Wer die App herunter- und sein Foto hochlädt, der stimmt auch den Geschäftsbedingungen zu. Und die haben es in sich - zumindest juristisch betrachtet. Nutzer gewähren dem Anbieter lebenslange unwiderrufliche Rechte an dem Foto. Die Firma darf es zu jedem Zweck nutzen und beliebig weitergeben.

Sorge in den USA

Was das im schlimmsten Fall bedeuten kann, beschreibt das amerikanische Wissenschaftsmagazin Popular Mechanics in einem jüngst veröffentlichten Artikel: "Sie könnten ihr Angesicht ohne ihr Wissen an böse Kräfte gegeben haben. Sie könnten damit tun und lassen, was immer sie wollen." Hinter der FaceApp stecke die Firma "Wireless Lab" aus Sankt Petersburg. Geleitet werde diese von Yaroslav Goncharov, schreibt das Magazin weiter. Ihm werde eine wesentliche Rolle bei der russischen Einmischung in die US-Wahlen 2016 zugeschrieben. Gut ausgeleuchtete Aufnahmen des eigenen Gesichts seien bestens geeignet, um damit am Ende etwa Gesichtserkennungssoftwares auszutricksen oder um präzise Profile über eine Person zu erstellen. So könnten Nutzer mit ihrem Konterfei auch Teil einer Armee von Fake-Profilen werden, ohne etwas davon zu wissen, mahnt der Artikel.

In den Vereinigten Staaten hat die Sorge über die App aus Russland sogar den Senat erreicht. Als Chef der Demokraten forderte Senator Chuck Schumer, es müsse in dieser Sache eine Untersuchung durch das FBI geben. Der Demokrat ging sogar soweit, die FaceApp als eine mögliche Gefahr der nationalen Sicherheit zu bezeichnen.

Die Entwickler sehen kein Problem

In einer Stellungnahme widersprechen die App-Entwickler solchen Behauptungen. "Obwohl sich das Kernteam für Forschung und Entwicklung in Russland befindet, werden die Nutzerdaten nicht dorthin übertragen", heißt es etwa. Ferner wird erklärt, dass keine Daten an Dritte weiterverkauft würden und Anfragen zur Löschung von Fotos umgesetzt würden. In dem Zusammenhang weisen die Entwickler auf eine Überlastung ihres Support-Teams hin, weswegen die Bearbeitung solcher Anfragen eine Weile dauern könne.

Die Tech-Bloggerin Jane Manchun Wong äußert auf Twitter wenig Bedenken gegen die App. Die Fotos würden auf Amazon Web Server geladen und nur unverdächtige Daten würden weiter zu den eigenen Servern der App gelangen. Laut Internetportal mimikama kommen weitere IT-Experten zu ähnlichen Ergebnissen. Ungewöhnliches passiere im Hintergrund der App nicht.

Problematisch bleiben sicherlich die AGB der FaceApp und das Potenzial, welches hinter den geteilten Daten steckt. Damit reiht sich die App bei Facebook, Twitter, Whatsapp und Co. ein. Allesamt Angebote, die Vergnügen und Vernetzung bieten, im Austausch gegen unsere Einwilligung in sehr weitreichende Geschäftsbedingungen.

Das sagt der Bielefelder Verein Digitalcourage

Je mehr Daten über uns miteinander vernetzt werden, desto kritischer wird es, sagt der Bielefelder Datenschützer padeluun, Gründungsmitglied des Vereins Digitalcourage. "Dass sich die FaceApp mit Facebook verbindet, ist daher äußerst kritisch. Wir geraten damit zunehmend in die Hand des unsichtbaren Überwachungskapitalismus", sagt er. Das Unternehmen bekomme zwar nur die kurze Information, dass ein Nutzer gerade die App verwendet hat. "Im Zusammenklang mit allen weiteren Informationen wird daraus allerdings eine Gefahr."

Dass mit der FaceApp selbst auf dubiosen Kanälen Geld verdient werde, dafür sieht der Bielefelder bislang keine Anhaltspunkte. Das Potenzial sei allerdings vorhanden. "Hochauflösende Bilder des eigenen Gesichts bieten immer eine Gefahr, wenn ich sie veröffentliche", sagt er. Der Aktivist empfiehlt: "Apps, die auf meinem eigenen Telefon arbeiten kann ich ruhigen Gewissens nutzen. Wann immer jedoch Daten in eine Cloud geschickt werden: Lieber die Finger davon lassen." Die FaceApp bildet für ihn keine Ausnahme.


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