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Wegen Verspätungen: Small Planet muss Insolvenz anmelden

Flugbetrieb soll aufrecht erhalten werden / Management auf Investorensuche

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19.09.2018 | 19.09.2018, 14:36

Berlin. Die deutsche Charterfluggesellschaft Small Planet hat Insolvenz angemeldet. Das teilte das Unternehmen am späten Dienstagabend mit. Schuld sind offenbar zahlreiche Verspätungen, bei denen Passagiere, auch aus OWL, teilweise tagelang auf Flüge warten mussten.

"Grund für den heutigen Schritt ist die angespannte finanzielle Situation durch die Ereignisse des laufenden Sommers", heißt es in der Mitteilung. Zuletzt warteten Fluggäste in Paderborn stundenlang auf den Abflug nach Teneriffa, der Pilot musste sogar einen Alkoholtest absolvieren.

Das ohnehin beschädigte Image der Airline litt weiter, Sprecher Jan Limbach räumte gegenüber nw.de "Fehler" ein. Das Management versicherte, man werde "den rechtlichen Vorgaben" vollumfänglich nachkommen, also Entschädigungsforderungen, die geltend gemacht würden, bezahlen.

"Riesige Entschädigungsforderungen"

Der Flugbetrieb von und nach Deutschland sowie die Niederlande soll weitergeführt werden, wie bisher. "Das Luftfahrtbundesamt hat gegen die Weiterführung des Flugbetriebes keine Einwände geäußert." Alle Flugtickets blieben gültig, der Flugplan unverändert (Fragen und Antworten bei Small Planet).

Small Planet hatte erst in diesem Jahr die Flotte aufgestockt, um die Nachfrage bedienen zu können, die nach der Insolvenz der Air Berlin entstanden war. Die Rechnung ist offenbar nicht aufgegangen, hinzu dürften zahlreiche Entschädigungszahlungen die Bilanz belasten. Die Website "Aerotelegraph" beruft sich auf ein Schreiben an Mitarbeiter, in dem sogar von "riesigen Entschädigungsforderungen gegenüber Passagieren" die Rede ist.

Demnach hätten sechs Prozent der Flüge mehr als drei Stunden Verspätung gehabt - gerechnet habe man mit 1,4 Prozent, heißt es in dem Schreiben, das der Chef der Small-Planet-Gruppe, Vytautas Kaikaris, unterzeichnet haben soll. Pressesprecher Jan Limbach war am Abend für ein Statement nicht zu erreichen.

"Ihr werdet zu den gleichen Konditionen weiter beschäftigt"

Es soll nun ein Investor gefunden werden. In dem Schreiben, auf das "Aerotelegraph" sich bezieht, versichert die deutsche Geschäftsführung den Mitarbeitern: "Ihr werdet zu den gleichen Konditionen weiter beschäftigt. Eure Gehälter, die Reisekosten sowie sonstige mitarbeiterbezogene Zahlungen sind nach dem deutschen Insolvenzrecht sicher und werden in voller Höhe ausbezahlt."

Das Unternehmen will sich nun in dem Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung "restrukturieren". Ziel sei es, "den Flugbetrieb für Kunden und Mitarbeiter langfristig aufrecht zu erhalten". Small Planet startet unter anderem mit zwei Maschinen (eine in Reserve) vom Flughafen Paderborn/Lippstadt als operativer Basis.


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