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Stockholm

Kinderarzt soll 52 Kinder in Schweden missbraucht haben

Kinder kamen wegen Kopfschmerzen oder Hautausschlägen zu einem Arzt - er soll sie sexuell missbraucht haben. | © picture alliance / imageBROKER

Kinder kamen wegen Kopfschmerzen oder Hautausschlägen zu einem Arzt - er soll sie sexuell missbraucht haben. | © picture alliance / imageBROKER

17.09.2018 | 17.09.2018, 19:08

Stockholm.  Ein 29-jähriger spanischer Kinderarzt soll sich an 52 Kindern in verschiedenen Kliniken in Schweden vergangen haben. Neben schwerem sexuellen Missbrauch und Vergewaltigung wird er sich ab Donnerstag auch wegen des Besitzes von Kinderpornografie vor einem Stockholmer Gericht verantworten müssen. Wie unter anderem La Vanguardia berichtet, befindet sich der Mann seit Ende Dezember 2017 in Untersuchungshaft.

Die Anklage der Staatsanwaltschaft, die am Montag bekanntgegeben wurde, beinhaltet schwere Vergewaltigung von Minderjährigen, sexuellen Missbrauch und Kinderpornografie. Die Opfer des angeklagten Arztes Cristian S. sollen zwischen zwei und zwölf Jahren gewesen sein. In vier Kliniken - in Skellefteå, Skövde, Jönköping und Stockholm - soll er sich im Zeitraum zwischen Oktober 2015 und November 2017 an den Kindern vergangen haben.

Fragwürdige Untersuchungen an den Genitalien

In der Anklageschrift führt die Staatsanwaltschaft aus, dass der Arzt ohne berechtigten Grund die Kinder an den Genitalien und am Anus berührt habe. Er habe auch medizinische Instrumente bei ihnen eingeführt - in sechs Fällen soll es dadurch zu einer schweren Vergewaltigung gekommen sein. Diese Straftat kann bei einer Verurteilung zu zehn Jahren Haft führen.

Der Angeklagte weist die Vorwürfe zurück. Seinen Aussagen zufolge habe er aus rein medizinischen Gründen Untersuchungen an den Genitalien der Kinder durchgeführt, so wie sie auch in seinem Heimatland Spanien üblich seien. Die Anklage beruft sich hingegen auf Expertenmeinungen, die auf der Basis der Krankenakten zu dem Schluss gekommen sind, dass es keine medizinische Rechtfertigung gab. Kinder seien mit Kopf- oder Ohrenschmerzen oder Hautausschlag zum Arzt gegangen. Diese habe er zunächst wie sonst auch üblich behandelt. Doch danach soll er laut Staatsanwaltschaft darauf gedrängt haben, dass auch ihre Genitalien untersucht werden.

Videochat für Nacktaufnahmen missbraucht

Der Arzt soll überdies Eltern von Kindern, die um medizinischen Rat über den Internetservice "Kry" baten, für den er arbeitete, im Videochat aufgefordert haben, die Genitalien der Kinder zu filmen. Das kann als eine Form von sexueller Belästigung und des Missbrauchs eines Vertrauensverhältnisses geahndet werden.

Eine der Kliniken, für die der Arzt arbeitete, verständigte im November 2017 die Polizei. Auf seinem Computer und seinem Handy fanden die Beamten hunderte kinderpornografische Videos. Der Prozess könnte drei Monate dauern. Am ersten Verhandlungstag am Donnerstag, 20. September könnte entschieden werden, dass der Prozess unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindet.