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Bielefeld/Berlin

Verfassungsschutz warnt vor Salafisten aus dem Kaukasus

Islamismus: 10.800 Extremgläubige zählen die Behörden aktuell in Deutschland. Darunter finden sich zunehmend radikalisierte Frauen und kampferprobte Tschetschenen

Salafisten kommen zunehmend auch aus anderen Regionen als dem Nahen Osten nach OWL. | © Symbolbild: picture alliance / Boris Roessler/dpa

Salafisten kommen zunehmend auch aus anderen Regionen als dem Nahen Osten nach OWL. | © Symbolbild: picture alliance / Boris Roessler/dpa

11.12.2017 | 11.12.2017, 07:00

Bielefeld/Berlin. Laut dem Verfassungsschutz ist die Zahl der Salafisten in Deutschland auf einem Allzeithoch. Wurden im September noch rund 10.300 Menschen der Szene zugeordnet, stieg die Zahl bis Dezember um 500 auf insgesamt 10.800 gefährliche Islamisten, die sich in der Bundesrepublik aufhalten. Auch in Ostwestfalen-Lippe gibt es Rückzugszentren.

"Ich glaube, die Zahl der Salafisten ist deutlich höher, als offiziell angegeben", sagt die Bielefelderin Birgit Ebel, Salafismus-Expertin und Mitbegründerin der Präventionsinitiative "Extrem dagegen". "Die Szene ist in Bewegung. Etwa 150 sind es in OWL."

Besondere Gefahr gehe in Deutschland von rund 500 kampferprobten nordkaukasischen Islamisten aus. "Sie waren neben dem Tschetschenienkrieg in ihrer Heimat auch in Syrien und Irak maßgeblich beteiligt", sagt Hans-Georg Maaßen, Präsident des Bundesamts für Verfassungsschutz (BfV). Viele von ihnen sind in OWL aktiv, weiß Ebel: "Wir beobachten sie schon lange. In Herford ist sowohl ihre Zahl, als auch die ihres liebsten Feindbildes, den Jesiden, hoch. Es gab schon viele Zwischenfälle."

Szene setzt auf kleine Rückzugsorte

Ebel warnt vor den aus Tschetschenien, Dagestan oder Inguschetien stammenden Islamisten. "Sie sind sehr gut vernetzt, besonders konservativ und radikal. Sie besuchen nicht die türkischen Moscheen, sondern die arabischen. Viele von ihnen sind Strippenzieher."

Neben Metropolen, wie Bonn, Berlin oder Köln, setze die Szene auf kleinere Rückzugsorte. "Die gibt es auch in OWL, in Herford, Paderborn und Bielefeld. Wir beobachten auch eine Verlagerung nach Bad Salzuflen", weiß Ebel. Detmold spiele ebenfalls eine Rolle. Viele bekannte Anhänger der verbotenen Gruppierung "Millatu Ibrahim" seien von dort aus aktiv gewesen.

Neben Einkaufsmärkten suchen die Islamisten Sportzentren auf. "Sie haben eine Affinität zu Waffen, Gewalt und Kampfsport", so Ebel. Dort findet laut BfV auch zunehmend die Missionierung statt. Im Internet bilden sich vermehrt salafistische Frauennetzwerke. "Viele sind Konvertitinnen. Sie tauschen sich über das geschlechtergetrennte Leben, Sitte oder Erziehung aus und werben neue Leute an", so Ebel. Darunter seien viele sehr gebildete Frauen. "Die Uni ist einer ihrer wichtigsten Umschlagplätze."

Der innenpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Burkhard Lischka, fordert eine intensivere Beobachtung der Szene und mehr Präventionsarbeit. Dem schließt sich Ebel an: "Es kann nicht sein, dass kein einziger Salafist in Deutschland rund um die Uhr überwacht wird."