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Spezialreisen

Mit dem Rolli durch Peru: Brütende Hitze in Jaén

NW-Volontärin Andrea Sahlmen berichtet von ihrer Reise

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Spritztour auf dem Pick-Up: Was nach Spaß aussieht, bedarf einiger helfender Hände. | © Andrea Sahlmen

Spritztour auf dem Pick-Up: Was nach Spaß aussieht, bedarf einiger helfender Hände. | © Andrea Sahlmen

18.10.2017 | 18.10.2017, 19:01

NW-Volontärin Andrea Sahlmen ist mit zwei Rollstühlen in Peru unterwegs und berichtet hier von ihren Erfahrungen in dem Land der Inka.

Nachdem ich die Küstenstadt Chiclayo auf ihre Rollstuhltauglichkeit getestet habe, fahre ich mit meinen Begleitern nach Jaén. Die zweitgrößte Stadt der Region Cajamarca grenzt an das Amazonasgebiet, was man an den tropischen Temperaturen merkt.

Eine abenteuerliche Autofahrt liegt hinter mir, denn die Straßen durch kleine Dörfer und die Anden lassen oftmals zu wünschen übrig. Durch eine Flut Anfang des Jahres sind viele Straßen so zerstört, dass sie nicht befahrbar sind, ohne auf dem Weg ein Schleudertrauma zu bekommen. Gleichzeitig ist es beeindruckend, wie einfach die Menschen in den kahlen Bergen leben.

Reifenwechsel inmitten von Reisfeldern. - © Andrea Sahlmen
Reifenwechsel inmitten von Reisfeldern. | © Andrea Sahlmen

Nach einem Reifenwechsel zwischen Reisfeldern und steil aufsteigenden Bergen in der brütenden Hitze erreichen wir nach 300 Kilometern und acht Stunden Jaén. Zwischen 30 und 35 Grad sind es hier, egal ob am Tag oder in der Nacht. Es ist staubig, trocken, aber die Stadt entwickelt sich gut. Ein neues Einkaufszentrum ist entstanden, mit großem Supermarkt. Viele neue Straßen wurden gebaut.

Viele Rampen in der Stadt Jaén

Da kann man auch mal ein in Deutschland eigentlich nicht erlaubtes Fahrzeug für den Transport verwenden - wie die Fahrt in einem Pick-Up. Was auf dem Bild lustig aussieht, funktioniert allerdings nur mit vielen helfenden und aufpassenden Händen.

Am Abend laufen wir durch die Stadt zu einem Fußballplatz. Die Peruaner treffen sich sehr spontan zum Kicken mit Freunden, egal wie heiß es ist. Auf dem Weg fallen mir viele Rampen auf, die sich am Anfang und am Ende von Bordsteinen befinden. Vor allem in der Hauptstraße der Stadt wirken die abgesenkten Kanten recht neu.

Für peruanische Verhältnisse sind die Rampen ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Denn sie helfen auch den Verkäuferinnen und Verkäufern, die mit ihren Marktwagen in den Straßen unterwegs sind. Neben den vereinzelten Rampen sind auch Behindertentoiletten ein echtes Phänomen in Peru. In großen Einkaufszentren oder dem Machu Picchu gibt es extra große Toiletten für Behinderte.

Kaltes Wasser direkt aus den Bergen

Bei maroden Straßen, mangelhaften öffentlichen Verkehrsmitteln für Rollstuhlfahrer und den hohen Bordsteinen in Peru frage ich mich manchmal, wie Behinderte überhaupt an diese Orte gelangen sollen, an denen es die Behindertentoiletten gibt. Gerade in Jaén gibt es teilweise nur bessere Plumpsklos, zum Duschen kommt das kalte Wasser teilweise direkt aus dem Berg und Toilettenpapier muss man sich selbst mitbringen.

Da wirken Behindertentoiletten, und wenn sie nur ein paar Zentimeter größer sind als normale Toiletten, fast wie ein Paradies. Nach fünf Tagen in der brütenden Hitze ist mein Abenteuerurlaub im Land der Inka vorbei. Auf den herzzerreißenden Abschied in Chiclayo folgen anderthalb Stunden Inlandsflug nach Lima, viereinhalb Stunden nach Sao Paulo und weitere elfeinhalb Stunden Überseeflug nach Frankfurt.

Auf die Schmerzen, die ich wegen der engen Sitzreihen des Flugzeuges habe, möchte ich lieber gar nicht eingehen. Am Flughafen dann kurz ein Schock: „Wir haben beide Rollstühle im Flugzeug nicht gefunden", sagen uns Mitarbeiter. „Was machen wir, wenn die Rollstühle nicht mitgekommen sind?", frage ich mich. Ich bekomme keinen Ton heraus.

Nach einer halben Stunde in der Ungewissheit kommt die Entwarnung. Beide Rollis waren im Container des Flugzeugs. Ich atme aus und kann nach Hause fahren. Die Erinnerungen an eine unvergessliche Zeit bleiben, genauso wie die Erinnerungen an die Menschen dort. Danke an alle, die mir auf dieser Reise geholfen haben und sie zu einem wunderschönen Erlebnis gemacht haben!

Andrea Sahlmen ist inzwischen wieder im Redaktionsalltag angekommen - das war ihr letzter Reisebericht aus Peru. Hier finden Sie alle Serienteile ihrer Reise zum Nachlesen.

Information


Erkrankung Muskeldystrophie

  • Muskeldystrophien gehören zur großen Gruppe der Muskelerkrankungen
  • Die Ursache dafür ist ein Gendefekt
  • Muskeldystrophien unterscheiden sich in Verlauf und Schwere des Muskelschwunds
  • Nicht alle Muskeln werden gleichzeitig von der Krankheit betroffen.
  • Auch die Atemmuskulatur und der Herzmuskel können betroffen sein
  • Muskeldystrophien sind seltene Erkrankungen
  • Die Erkrankung ist unheilbar und lebensverkürzend