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Dschungelcamp: Das ist ganz großes Drama!

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Gestatten? Das diesjährige Ensemble des Theaterfestivals "Dschungelcamp". | © Foto: MG RTL D / Arya Shirazi

Gestatten? Das diesjährige Ensemble des Theaterfestivals "Dschungelcamp". | © Foto: MG RTL D / Arya Shirazi

19.01.2018 | 19.01.2018, 19:59

Volksverdummung! Zeitverschwendung! Bild-Niveau! Ich kann's nicht mehr hören. Jeder ist seines Fernsehabendglückes Schmied, und jeder von Ihnen sollte in der Lage sein, auf der Fernbedienung die Programmwahltaste zu drücken, um das "Dschungelcamp" zu überspringen, wenn es Ihnen zuwider ist. Aber ätzen Sie nicht rum, weil Sie glauben, das wäre ein Distinktionsgewinn für Bildungsbürger! Ist es nicht. Ich erkläre Ihnen mal was: Das "Dschungelcamp" ist bestes Theater!

Jährliche Wunderkammer im Dickicht

Information
Contra Dschungelcamp: Scham, Ekel, Mitleid - Warum bitte schauen Sie das Dschungelcamp?

Deshalb darf das "Dschungelcamp" auch im Ressort Kultur stehen, weil es einfach Format hat. Weil es eine jährliche Wunderkammer im australischen Dickicht ist, in der wir allerlei menschliche Schwächen, Schrullen und Absonderlichkeiten an drittklassigen Promis entdecken dürfen. Drin sind auch erstaunliche Wendungen und herzergreifende Momente, denken wir doch nur an den "Michael Jackson"-Mimen mit der Knödelstimme, Menderes Bagci. Der war zuvor vor allem als der Sisyphos von "Deutschland sucht den Superstar" bekannt geworden, weil er Folge für Folge gescheitert war. Und dann redet er sich im Dschungelcamp 2016 in die Herzen der Zuschauer - und wird Dschungelkönig.

Das "Dschungelcamp" ist das zweiwöchige Theaterfestival des Trashs. Ja, es ist Trash, aber man findet eben auch allerlei Hinweise auf klassische Dramenstoffe. Ich zitiere mal aus einem Wikipedia-Artikel: "Die Zuschauer fühlen sich zu den Figuren entweder hingezogen, weil sie sich in ihnen wiedererkennen, oder aber sie blicken auf sie herab und verlachen sie, weil sie Schwächen haben, die es zu vermeiden gilt, oder weil sie einer niederen Gesellschaftsschicht angehören." Könnte der Wikipedia-Eintrag zum "Dschungelcamp" sein, oder? Ist aber tatsächlich die Beschreibung der Komödie. Nun mag nicht jeder Theater - aber erstaunlicherweise regen sich mehr Menschen darüber auf, dass wir und andere über das "Dschungelcamp" berichten, als darüber, dass wir regelmäßig Theaterrezensionen schreiben.

Im Dschungel wird niemand vorgeführt

Noch etwas: Wer ins "Dschungelcamp" einzieht, weiß in der Regel, worauf er oder sie sich einlässt (abgesehen mal von diesem einen Fall namens Nastassja Kinski!). Das ist hinreichend bekannt - man kann also kaum behaupten, da würde jemand gegen seinen Willen vorgeführt. Anders sieht das aus bei Formaten wie "Schwiegertochter gesucht". Wer darüber distanzlos berichtet, kompromittiert meines Erachtens die Menschen noch ein zweites Mal. Beim "Dschungelcamp" aber ist das anders. Und deshalb macht das solchen Spaß. Das Zusehen. Aber auch das Darüberschreiben.

Viele haben sich gefragt, warum ausgerechnet Thomas "Icke" Häßler im vergangenen Jahr in den Dschungel gereist ist. Brauchte er Geld, wie Eike Immel einst für seine Hüft-OP? Nein, "Icke" ging in den Dschungel, weil seine Frau das gut fand. "Ich halte den Dschungel für eine gute Herausforderung. Man wächst an seinen Aufgaben. Irgendwie bildet das auch die Persönlichkeit," sagte sie in einem Interview mit der Zeitschrift Die Bunte. Geschichten, wie sie das Leben schreibt. Davon werden wir auch in diesem Jahr wieder eine Menge erwarten dürfen. Ich bin bereit! Und Sie?


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