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Klima-Demos: Lehrerverband wirft Merkel Heuchelei vor

Es sei nicht akzeptabel, dass Politiker durch ihre Unterstützung der Demos "die allgemeine Schulpflicht am Freitagvormittag praktisch für außer Kraft gesetzt erklären". Lehrkräfte würden an den Pranger gestellt.

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Auf der ganzen Welt demonstrieren hunderttausende Schüler für einen besseren Klimaschutz.  | © picture alliance

Auf der ganzen Welt demonstrieren hunderttausende Schüler für einen besseren Klimaschutz.  | © picture alliance

18.03.2019 | 19.03.2019, 08:27

Berlin (afp). Der Deutsche Lehrerverband hat die Politik für den Umgang mit den Schülerprotesten für Klimaschutz kritisiert. Der Verband begrüße das Engagement der Schüler, teilte Präsident Heinz-Peter Meidinger am Montag in Berlin mit. Es sei aber nicht akzeptabel, dass Politiker durch ihre Unterstützung der Demos "die allgemeine Schulpflicht am Freitagvormittag praktisch für außer Kraft gesetzt erklären", so Meidinger.

Lehrkräfte und Schulleitungen würden an den Pranger gestellt, wenn sie die Schulpflicht von ihren Schülern noch einforderten. Es sei widersinnig, der politischen Bildung an Schulen nicht mehr Platz einzuräumen, weil der Stundenplan zu voll sei, es gleichzeitig Politiker aber nicht störe, wenn durch die Demonstrationen zehntausende Unterrichtsstunden ausfielen.

Politikerinnen und Politiker, die sich hinter die Proteste stellten, warf Meidinger Heuchelei vor. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), "die letztendlich die Klimapolitik der Bundesrepublik verantwortet, klatscht zu dieser Kritik an der eigenen Politik Beifall", kritisierte er. Der Hype um die Freitagsdemos diene vielfach als willkommenes Ablenkungsmanöver von den eigentlichen Sachfragen.

Zehntausende Schüler auf den Straßen

Meidinger kritisierte auch die Bildungsminister der Länder. Zahlreiche Schulleitungen hätten zwar Informationen erhalten, wie mit streikenden Lehrkräften umzugehen sei, aber nicht, wie man mit streikenden Schülern verfahren solle. Er appellierte an Schüler, sich vom Hype der Freitagsdemos nicht benebeln zu lassen. "Eine Protestform, die dazu führt, dass diejenigen Beifall klatschen, die man unter Druck setzen will, wird keinen Effekt haben", so Meidinger. Für einen nachhaltigen Effekt führe kein Weg an einem langfristigen Engagement bei Verbänden und Umweltgruppen vorbei.

Am vergangenen Freitag streikten in mehr als 100 Ländern Kinder und Jugendliche für besseren Klimaschutz. Auch in Deutschland gingen zehntausende junge Leute auf die Straßen, um die Politiker zum Handeln aufzufordern. Seit Monaten boykottieren in vielen Ländern weltweit junge Leute aus Protest gegen mangelnde Klimaschutzbemühungen einmal pro Woche den Unterricht.

Inspiriert werden die Proteste der Schüler von der jungen Schwedin Greta Thunberg, die im Sommer des vergangenen Jahres zunächst alleine wöchentlich gestreikt hatte


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