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Helikopter-Eltern verursachen Verkehrschaos an Paderborner Schulen

Weil sie ihre eigenen Kinder nicht allein dem Straßenverkehr überlassen wollen, gefährden manche Paderborner Eltern andere Schüler

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Morgens um 7.45 Uhr: Auch zur Paderborner Marienschule bringen viele Eltern ihre Kinder mit dem Auto. Dadurch entstehen teils undurchsichtige Verkehrssituationen. | © Holger Kosbab

Morgens um 7.45 Uhr: Auch zur Paderborner Marienschule bringen viele Eltern ihre Kinder mit dem Auto. Dadurch entstehen teils undurchsichtige Verkehrssituationen. | © Holger Kosbab

18.03.2019 | 18.03.2019, 05:30

Paderborn. Helikopter-Eltern vor den Schulen auszubremsen, das hat sich die CDU-Ratsfraktion auf die Fahnen geschrieben. Denn so manche Mutter, so mancher Vater würde den Nachwuchs am liebsten im Auto bis zum Schuleingang fahren. Ihre Kinder allein im Straßenverkehr? Das halten sie für zu gefährlich. Doch gefährlich ist auch das tägliche Verkehrschaos rund um Schulen, das Thema im Bauausschuss des Rates sein wird (26. März). Die NW hat an Schulen und bei Eltern nachgefragt.

"Es ist ziemlich schlimm", sagt Carsten Baumfelder, Leiter des Grundschulverbundes Riemeke-Theodor, und scherzt: "Wir haben schon überlegt, aus der Riemeke-Schule eine Drive-In-Schule zu machen". Morgens sei die Stichstraße so verstopft mit Autos, dass es manchmal kein Durchkommen mehr gibt. "Bei Regen ist es noch schlimmer." Eltern blockieren nicht nur Lehrerparkplätze, einige bringen ihr Kind sogar bis ins Klassenzimmer. "Dort ziehen sie ihm noch die Jacke aus", sagt Baumfelder. Alle Ansätze der Schule, das tägliche Chaos beispielsweise durch Walking-Busse zu reduzieren, scheiterten an mangelnder Beteiligung und Einsicht der Eltern. Auch Polizeipräsenz verändere nichts. "Wir würden eine neue Initiative auf jeden Fall unterstützen", betont der Schulleiter.

"Trotz Walking-Bus ist das an der Marienschule ein Problem", sagt auch Schulleiterin Constanze Glaese de Metivier. Eltern stoppten im absoluten Halteverbot, um ihr Kind abzusetzen. Ganz besonders eng und kritisch werde es morgens auf dem kleinen Parkplatz an der Warburger Straße, wenn dort der Bus parkt, der die Grundschüler zum Schwimmunterricht bringt. Kontrollen verbesserten die Situation stets nur kurzfristig.

"Glücklicherweise ist noch nichts passiert"

Elterntaxen sind vor allem an den Grundschulen ein Problem, bestätigt Steffen Schmidt, Leiter des Schulverbundes Overberg-Dom und Sprecher der Grundschulen. An der Overbergschule seien 95 Prozent der Eltern vernünftig, brächten ihre Kinder zu Fuß, mit dem Fahrrad zur Schule oder mit dem Auto bis zum gegenüberliegenden Parkplatz. "Aber es gibt ärgerlicherweise diese kleine Gruppe, die Regeln missachtet, uneinsichtig ist, Zuwege, Schulparkplatz und Feuerwehrzufahrten blockiert, bis auf den Schulhof fährt. Damit gefährden diese Eltern andere Schüler", kritisiert Steffen Schmidt. Dabei, da sind sich die Pädagogen einig, täte es allen Kindern gut, möglichst zu Fuß oder mit dem Rad zu kommen, anfangs begleitet. "Bewegungsmangel und Übergewicht sind keine Seltenheit", so Baumfelder. Außerdem lernen Kinder auf dem Schulweg die aktive Verkehrsteilnahme, werden selbstständiger und an der frischen Luft wach.

Jede Menge Bring-Verkehr ist morgens auch an der Friedrich-Spee-Gesamtschule und zwar im Zusammenspiel mit der Grundschule Kaukenberg und der Kita St. Franziskus. "Zwischen den vielen Autos stehen die Busse in der Sackgasse im Stau. Wir wären sehr froh, wenn sich diese Situation ändert", sagt Schulleiter Lothar Schlegel. Hingegen sorgt an der Heinz-Nixdorf-Gesamtschule vor allem der Abholverkehr am Nachmittag für Probleme, wie Edgar Brants konstatiert. "Glücklicherweise ist noch nichts passiert."

"Wo man Auto fahren darf, werden Menschen es tun"

An anderen weiterführenden Schulen ist das Thema weniger präsent. "Es sind eher die jüngeren Schüler, die gebracht werden", vermutet Siegfried Rojahn, Leiter des Reismann-Gymnasiums. "Die Frequenz zwischen 7.15 und 7.45 Uhr ist schon hoch, aber die Verkehrssituation könnte noch wesentlich schlimmer sein", findet Claudius Hildmann, Leiter des Gymnasiums St. Michael. "Es basiert auf Freiwilligkeit, ob Eltern, wie gewünscht, ihre Fünftklässler nicht bis zum Schulgebäude fahren. Wir können niemandem etwas verbieten. Dort, wo man Auto fahren darf, wird es immer Menschen geben, die das auch tun", ist der Schulleiter überzeugt.

Die Stadtschulpflegschaft Paderborn, die die Elternschaft aller Schulformen vertritt, sieht die Entwicklung mit Sorge. Obschon die Mehrheit zu Fuß, mit Rad oder Bus zur Schule käme, führe die Zunahme an Elterntaxen zu teils gefährlichen Situationen, insbesondere für Kinder. "Auch unter dem Aspekt der aktuellen Diskussion zum Klimawandel und der berechtigten Anliegen der Schülerschaft, Stichwort 'Fridays for Future', kann aus unserer Sicht die Zunahme des Individualverkehrs für den Schulweg keine Lösung sein", teilt Vorstandsmitglied Sven Losinzky mit.

Das Gremium appelliert an die Vorbildfunktion der Eltern und wünscht sich Konzepte, damit Kinder den Schulweg selbst bewältigen können. "Unter anderem möchten wir anregen, über eine weitere Bezuschussung des ÖPNVs für Schüler durch die Stadt nachzudenken. Wir glauben, dass kostengünstigere oder sogar kostenlose ÖPNV-Nutzung die Verkehrsbelastung insgesamt nachhaltig reduzieren kann."


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