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Karlsruhe

Studentin entwickelt Kontrollarmband für K.o.-Tropfen

Es sieht aus wie ein Eintrittsarmband für Konzerte und Festivals. Aber "Xantus" kann mehr: Mit seiner Hilfe können Partygänger schnell herausfinden, ob K.o.-Tropfen in ihrem Getränk sind. Doch so wunderbar wie es klingt, ist die Sache nicht.

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22.04.2019 | 22.04.2019, 11:15
Eine Studentin hat das Kontrollarmband entwickelt, mit dem sich K.o.-Tropfen in Getränken nachweisen lassen. - © xantus
Eine Studentin hat das Kontrollarmband entwickelt, mit dem sich K.o.-Tropfen in Getränken nachweisen lassen. | © xantus

Karlsruhe. Es sieht aus wie ein Eintrittsarmband für Konzerte und Festivals. Doch "Xantus", so der Name der Erfindung, kann mehr: Mit seiner Hilfe können Partygänger ganz einfach innerhalb von zwei Minuten herausfinden, ob sich die gefürchteten K.o.-Tropfen in einem Getränk befinden oder nicht. Zumindest werben die Hersteller damit. Doch so wunderbar wie es klingt, ist die Sache nicht.

Zwei Testfelder befinden sich auf dem Bändchen, zwei Getränke kann man damit testen. Hat man ein Getränk in Verdacht, vergiftet zu sein, tropft man einfach ein bisschen davon auf ein Testfeld. Färbt es sich innerhalb von zwei Minuten blau, sind K.o.-Tropfen im Glas.

Entwickelt wurde "Xantus" von der Studentin Kim Eisenmann. Sie hatte im Sommer 2018 anhand einer Bekannten erlebt, was K.o.-Tropfen anrichten können. Diese war nach einem Stadtfest nackt und ohne Erinnerungen an die vergangene Nacht in einem Stadtpark aufgewacht.

Persönliches Erlebnis der Auslöser

Für Eisenmann der Auslöser, sich intensiv mit dem Thema zu beschäftigen. "Das war ein Ultra-Schock. Ich war ja auf demselben Stadtfest. Für mich war das ein persönlicher Weckruf, denn man wird den Gedanken nicht los: Es hätte auch mir passieren können", so die Unternehmerin gegenüber dem Online-Portal Business Insider.

Innerhalb weniger Monate entwickelte die Studentin des Wirtschaftsingenieurwesens gemeinsam mit ihrem Mitgründer Sven Häuser das Testarmband. Laut Herstellern ist die Wirksamkeit bereits an vielen Getränken, in 1.000 Tests und in zwei unabhängigen Studien nachgewiesen worden. Und frei erhältlich ist das Band auch: Seit Kurzem hat die Drogeriemarktkette dm es in ihrem Online-Sortiment.

Doch die Sache hat einen großen Haken. Zwar wirkt "Xantus" zuverlässig, wenn die K.o.-Tropfen auf der Basis der Droge "Gammahydroxybutyrat", kurz: GHB wirken. "Das ist zwar die am häufigsten verwendete, aber trotzdem nur eine von vielen Substanzen, aus denen Straftäter Tropfen mit allesamt ähnlichen Wirkungen herstellen", weiß Dominic Schreiner, Pressesprecher der Opferschutzorganisation Weißer Ring. "Sobald also ein anderer Wirkstoff im Spiel ist als GHB, wird das Armband wirkungslos."

"Die K.o.-Tropfen gibt es nicht"

Auch Cornelia Krüger von der Bielefelder Polizei und zuständig im Bereich Opferschutz, sieht das Armband kritisch. "Der Ansatz ist gut. Aber es vermittelt eine trügerische Sicherheit, weil es suggeriert, allgemein gegen K.o.-Tropfen zu schützen. Und viele wissen eben nicht, dass es ,die' K.o.-Tropfen gar nicht gibt, sondern nur unterschiedliche Präparate."

Auf der Webseite der Hersteller erfahren Konsumenten nichts davon. Hier wird vollständiger Schutz und "sicherer Partyspaß" suggeriert. Wichtig ist Erfinderin Kim Eisenmann auch, dass Frauen dadurch nicht nur Sicherheit erfahren, sondern Täter abgeschreckt werden, wenn sie wissen, dass es einen einfachen Test gibt. Deshalb will sie so viel Aufmerksamkeit wie möglich erreichen.

Gerade das ist in den Augen des Weißen Rings aber auch problematisch: "Wenn das Armband und seine Wirkweise bekannt werden, wissen Täter auch, dass es nur auf eine Droge reagiert. Und wir wissen aus dem Opferschutz, was Täter für ein Variantenreichtum entwickeln können."