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Besorgniserregender Trend: Immer mehr Schüler fallen durchs Abitur

Zugleich wird immer häufiger die Traumnote 1,0 vergeben. Das verdeutliche die Abhängigkeit des Bildungserfolgs vom Elternhaus, analysieren Experten.

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Viele Schülerinnen und Schüler schaffen das Abitur nicht mehr. | © Report

Viele Schülerinnen und Schüler schaffen das Abitur nicht mehr. | © Report

26.03.2019 | 26.03.2019, 08:31

Berlin/Düsseldorf (dpa/lnw). Es ist die erste große Prüfung - und sie endet für immer mehr junge Leute mit einer handfesten Enttäuschung: In Deutschland rasseln wieder mehr Schüler durchs Abitur. In den vergangenen neun Jahren ist die Quote der nicht bestandenen Prüfungen nahezu stetig gestiegen, wie eine Auswertung der Deutschen Presse-Agentur zeigt.

Während im Abiturjahrgang 2009 laut Statistik der Kultusministerkonferenz noch 2,39 Prozent der Schüler durchfielen, waren es 2017 bundesweit schon 3,78 Prozent. Zuletzt scheiterte etwa einer von 26 Prüflingen.

Experten kritisieren, dass Schüler schlechte Leistungen vor dem Abitur zu einfach ausgleichen könnten - in der Prüfung dann aber nicht mehr. Auch in Nordrhein-Westfalen stieg die Quote. Lag sie 2012 noch bei 1,9 Prozent (1611 Schüler), waren es zwei Jahre später schon 2,8 Prozent. 2017 rasselten dann 3,5 Prozent durch die Abiprüfung. 3051 Einzelschicksale stecken hinter dieser Zahl.

Immer häufiger Note 1,0

Zugleich aber wird bundesweit auch häufiger die Note 1,0 vergeben. Fast jeder vierte Abiturient hatte 2017 eine 1 vor dem Komma. Die Abinoten werden also extremer. Das verdeutliche die Abhängigkeit des Bildungserfolgs vom Elternhaus der Kinder, sagt der Vorsitzende des Verbands Bildung und Erziehung (VBE), Udo Beckmann. Bei der einen Gruppe könnten die Eltern die notwendige Förderung und Unterstützung privat organisieren, die anderen fielen «durch den Rost». «Die Schere öffnet sich immer weiter», sagt Beckmann.

Auch in Nordrhein-Westfalen wurde zuletzt immer häufiger die Traumnote 1,0 vergeben. Schafften 2014 noch 1,4 Prozent der Schüler diese Note, waren es 2016 schon 1,7 Prozent und 2017 1,8 Prozent (1509 Schüler).

Die Vorsitzende des Philologenverbands, Susanne Lin-Klitzing, sieht eher Fehler in der Konzeption des Abiturs. «Im Abitur zeigt sich die Frucht von kontinuierlichem Lernen und kontinuierlichem Leisten - im Positiven wie im Negativen», sagt sie. Schülern werde diese Kontinuität aber nicht abgefordert, manche würden bereits ab der Unter- und Mittelstufe nur versetzt, weil sie schlechte Leistungen in einem Fach durch gute in einem anderen Fach ausbügeln könnten.

Schlechtester Notenschnitt in Niedersachsen

«Nur am Schluss, im Abitur, müssen Mathe, Deutsch und eine Fremdsprache verbindlich bestanden werden, da hilft kein Ausgleich mehr», sagt die Erziehungswissenschaftlerin, deren Verband die Gymnasiallehrer vertritt. Insgesamt sind die Abinoten in den vergangenen Jahren zwar etwas besser geworden, doch nicht stark.

Den besten Notendurchschnitt gab es im Jahr 2017 in Thüringen mit 2,18, den schlechtesten in Niedersachsen mit 2,57. In Nordrhein-Westfalen lag er bei 2,45 - und war damit fast genau so hoch wie 2013 (2,46).


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