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Mehrheit stimmt für neuen Entwurf des Paderborner Hauptbahnhofs

Über die Entwidmung der bisher öffentlichen Fläche wurde heftig diskutiert

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Zweiter Entwurf: So soll nun der Hauptbahnhof in Paderborn in Zukunft aussehen. | © Bremer AG

Zweiter Entwurf: So soll nun der Hauptbahnhof in Paderborn in Zukunft aussehen. | © Bremer AG

15.02.2019 | 15.02.2019, 11:10

Paderborn. Breite Zustimmung für das künftige Gesicht des Paderborner Hauptbahnhofs, aber eine heftige Diskussion um die Entwidmung der bisher öffentlichen Flächen unter dem Säulengang des Gebäudes: Der Bauausschuss des Stadtrats hat die neue Entwurfsplanung der Bremer AG für den Bahnhofsneubau am Donnerstag mehrheitlich beschlossen.

Lediglich die Grünen stimmten gegen die Aufstockung um ein weiteres Geschoss auf fünf Vollgeschosse sowie ein bereits vorher geplantes Staffelgeschoss für Technik. Ganz knapp verlief die Abstimmung um die Aufgabe der öffentlichen Widmung und eine offenbar leichtere Handhabung beim Entfernen von abgestellten Fahrrädern. Dafür waren nur CDU und LKR, sie hatten eine Stimme mehr als die restlichen Fraktionen.

Planung zum Vorplatz weiter in der Kritik

Ulrich Koch (SPD) meinte, dass es zwar schwierig sei, die Verwaltung das Entfernen der Räder aber anders durchsetzen müsse. Kochs Fraktionskollege Franz-Josef Henze betonte, dass „diese Option nicht zwingend notwendig sei".

Auch Reinhard Borgmeier (Linksfraktion/Offene Liste) findet die Entwicklung problematisch, dass der Hausherr Bremer Fahrräder und auch „unliebsame Personen" entfernen könne. Am Rathaus habe man eine ähnliche Situation, doch da sei es kein Problem. Margit Hoischen, Leiterin des Straßen- und Brückenbauamts meinte dazu, dass das Rathaus als Raum respektiert werde und keine Räder abgestellt würden. Zudem sei Borgmeier durch eine Visualisierung im Ausschuss klar geworden, wie weit das geplante Parkhaus vom Bahnhof entfernt sei.

Stefan Schwan (Grüne) versteht nicht, dass die Stadt beim Punkt Entwidmung nicht andere Möglichkeiten habe. Zumal sie dem Investor mit der neuen Planung noch einmal entgegen gekommen wäre. Für Radfahrer und Fußgänger sei viel zu wenig Platz – für diese Gruppen gebe es kein Konzept. Die Entwidmung sei nur „eine Umgehungstaktik".

Längst überfälliger Baubeginn

„Ich sehe kein Gesamtkonzept", sagte Michael Hadaschik (FDP). Es gehe um einen öffentlichen Platz, und ein Vorhaben, das mit öffentlichen Geldern bezuschusst werde. Und sollte Bremer noch das Fahrradparkhaus bauen, wäre es „die Bremerisierung" des gesamten Projekts, bei der „die schwarzen Sheriffs des Investors" das Problem des Radabstellens lösten.

Das Projekt Bahnhof müsse endlich auf den Weg kommen, sagte Alexander Jacobs (CDU). Er sieht in der Entwidmung des öffentlichen Raums kein Entgegenkommen. Dieses Vorgehen sei konsequent im Blick auf die gesamte Bahnhofsplanung. Ein privater Investor könne den Raum mit seinem Hausrecht eher frei halten. Das geplante Fahrradparkhaus und Radstellplätze im öffentlichen Raum seien aber wichtig.

Angesichts einer Jahrzehnte währenden Bahnhofsplanung wurde Christdemokrat Alois Lienen deutlich: Das Ganze könne nicht in Frage gestellt werden, weil 15 Zentimeter Radweg fehlten. Und es sei „starker Tobak", von einem planlosen Vorgehen zu reden. „Die meisten warten darauf, dass wir in die Pötte kommen."

Neben der CDU unterstützte lediglich Johannes Knaup (LKR) den Vorschlag, Bremer das Hausrecht für den öffentlichen Bereich zu überlassen. Es sei ja „kein Verhinderungsausschuss".
„Polemik und Unterstellungen helfen uns hier nicht weiter", sagte Paderborns Technische Beigeordnete Claudia Warnecke. Sie hatte zuvor erläutert, wie der Bereich unter den Kolonnaden frei zu halten sei von Mobiliar und auch Fahrrädern, die dort legal nicht stehen sollen. Sie wisse um die Sensibilität dieses Themas, weshalb der Punkt auch politisch diskutiert werde. Normalerweise entscheide die Stadtverwaltung bei solchen Entwidmungen selbst. Der Bereich der Bahnhofshalle gehört auch in Zukunft zur Deutschen Bahn. Die Höhenentwicklung war zuvor vom Mobilen Baukulturbeirat des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe angeregt worden.

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„Architektonisches Minimum"


Der Paderborner Architekt Peter Völse vom Bund Deutscher Architekten (BDA) Ostwestfalen-Lippe kritisiert die überarbeitete Entwurfsfassung des neuen Bahnhofsgebäudes der Bremer AG. Letztlich repräsentiert diese „das architektonische Minimum für eine eigentlich innovative, anspruchsvolle Bauaufgabe". Es sei keine Entschuldigung, dass „heute überall so gebaut wird" – und warum sollte Mittelmäßigkeit ein anzustrebendes Ziel für eine moderne Stadtgesellschaft sein, sagt er auf NW-Anfrage? An die zentrale Frage, ob die Gesamtidee überhaupt städtebaulich sinnvoll sei, habe sich der neue Mobile Gestaltungsbeirat des LWL nicht heran gewagt, insofern reduziere sich dieses nützliche Gremium gleich bei seiner ersten Sitzung zu einem Beirat, der sich über Fassadenfarbe und Proportion von Stützen Gedanken mache, so Völse. „Ganzheitlicher architektonischer Städtebau, der die gesamte Bahnhofstraße im Blick hat und ein einheitliches Konzept mit Bahnhof, Parken und Büronutzung bis zur Brücke entwickelt, geht anders und erfordert einen echten Wettbewerb."

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