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Kreative Aktion: Eltern sollen keine Kinderfotos mehr im Netz veröffentlichen

Eine Fotogalerie zeigt Erwachsene in Baby-Posen. Bloggerin Toyah Diebel will damit verdeutlichen, dass man auf die Privatsphäre seiner Kinder achten sollte.

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Polizei und Verbände warnen: Kinderfotos sollten nicht für jeden zugänglich im Netz veröffentlicht werden. | © picture alliance / dpa Themendienst

Polizei und Verbände warnen: Kinderfotos sollten nicht für jeden zugänglich im Netz veröffentlicht werden. | © picture alliance / dpa Themendienst

26.03.2019 | 26.03.2019, 18:07

Berlin. Egal ob bei Instagram oder bei Facebook: Das Netz ist voll mit Kinderfotos. Grund dafür sind meist die eigenen Eltern: Sie fotografieren die Kleine oder den Kleinen beim Essen, Schlafen, Matschen oder Faxen machen. Ob das dem Kind selbst gefällt? Unklar - denn es kann sich dagegen schlichtweg nicht wehren.

Ein Umstand, der auch der Bloggerin Toyah Diebel sauer aufstößt. Sie hat das Projekt "Dein Kind auch nicht" ins Leben gerufen. In einer Fotogalerie stellt sie Erwachsene in kindlichen Alltagssituationen dar: beim Weinen, beim Essen, beim Stillen und auf dem Klo. Darunter der Satz: "So ein Bild von dir würdest du nie posten? Dein Kind auch nicht."

Das Model ist Toyah Diebel selbst - auf anderen Motiven ist der Schauspieler Wilson Gonzalez Ochsenknecht zu sehen.

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"Veröffentlicht jemand ungefragt ein Bild von uns im Netz, fühlen wir uns in unseren Persönlichkeitsrechten verletzt. Doch genau wie Erwachsene haben auch Kinder ein Recht auf Privatsphäre", schreibt die Bloggerin. "Vielen Kindern wird leider die Entscheidung abgenommen, ob und vor allem wie sie im Netz dargestellt werden."

"Nicht nur naiv, sondern fahrlässig"

Niemand wisse, wer sich die Bilder ansieht. "Dieser leichtsinnige Umgang mit sensiblen Daten und veröffentlichten Identitäten von Schutzbedürftigen ist nicht nur naiv, sondern fahrlässig", so Diebel.

Auch für das spätere Leben des Kindes könnten veröffentlichte Fotos im Netz negative Konsequenzen haben. "Möchte man, dass Mitschüler, Arbeitskollegen oder auch einfach nur irgendjemand später uneingeschränkten Zugriff auf diese Fotos hat? Und ist die Privatsphäre des Kindes wirklich geschützt? Nein."

Der Bloggerin sei wichtig, dass jeder selbst entscheiden können, welche Informationen er von sich preisgeben möchte und welche nicht. "Fast jeder kennt das Gefühl, ein Bild von sich selbst online zu sehen, das man nicht online sehen möchte. Egal, ob es mit oder ohne Absicht im Internet gelandet ist, dieses Bild dann wieder aus dem Internet raus zu bekommen, ist leichter gesagt als getan."

Kritik von Verbänden und der Polizei

Seit die Bloggerin auf Instagram aktiv sei, seien ihr relativ schnell Bilder aufgestoßen, bei denen abgebildete Personen definitiv nicht an der Entscheidung der Veröffentlichung beteiligt gewesen seien. Das gelte vor allem für Kinder.

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"Je mehr man sich mit dem Thema beschäftigt, desto tiefer taucht man in die Abgründe des Internets ab. Von vermeintlich süßen, vollgekotzten Kindern bis hin zu geschminkten Babys in Strapsen mit eindeutig anzüglichen Kommentaren darunter gibt es scheinbar nichts, was nicht legal und für jedermann öffentlich verfügbar wäre."

Netzexperten und Verbände, aber auch die Polizei warnen regelmäßig vor dem Veröffentlichen von Kinderfotos im Netz. Die Polizei in Hagen beispielsweise hatte vor einigen Jahren mit einem Post auf Facebook für Aufsehen gesorgt, mit dem eine eindeutige Warnung einherging: "Hören Sie bitte auf, Fotos Ihrer Kinder für jedermann sichtbar bei Facebook und Co. zu posten. Danke!" Die Aktion erhielt viel Zuspruch.

"Es fehlt an Medienkompetenz"

Eine weitaus krassere Methode wählte im Dezember 2016 eine Facebook-Seite mit dem Namen "Little Miss & Mister". Die Betreiber durchsuchten gezielt Nutzerprofile nach öffentlich sichtbaren Kinderfotos und verbreiteten sie auf ihrer Seite. Eltern reagierten schockiert und erstatteten Anzeige bei der Polizei.

Doch das Beachten der Privatsphäre ihrer Kinder ist lange kein Konsens unter Eltern. Mitunter gibt es hier auch kulturelle Unterschiede. Während Internetnutzer in Deutschland eher vorsichtig agieren, ist das Posten von Kinderfotos in den USA beispielsweise Gang und Gäbe.

Bloggerin Toyah Diebel betont: Sie werfe nicht allen Eltern bewusstes fahrlässiges Verhalten vor. "Aber genau das ist das Problem. Oft fehlt es an Medienkompetenz und Weitsicht, was achtlos gepostete Bilder der eigenen Kinder anrichten oder wozu sie missbraucht werden können. Getoppt wird das nur von Eltern, die ihre Kinder für ein paar Likes oder Euro inszenieren und vermarkten und das Ganze dann als großen Spaß fürs Kind verkaufen wollen. Es muss unbedingt mehr Bewusstsein und Sensibilität für das Thema entstehen."