Essen (dpa). Im Tarifstreit bei der Arbeiterwohlfahrt (AWO) in Nordrhein-Westfalen haben sich am Montag nach Verdi-Angaben rund 3.100 Beschäftigte an Warnstreiks beteiligt. Sie kamen aus ganz NRW in Essen zusammen und beteiligten sich an einem Demonstrationszug durch die Innenstadt. Laut Gewerkschaftssekretärin Nicole Krug waren 210 Beschäftigte aus OWL ins Ruhrgebiet gefahren, um sich dort am Warnstreik zu beteiligen. "Die Lücke zwischen unseren Forderungen und dem Angebot des Arbeitgebers ist trotz Annäherung noch ganz schön groß"", sagte Krug.
"Moderate Beteiligung" am Streik
Mit den Streiks, die am Dienstag in ausgewählten Betrieben fortgesetzt werden sollen, will die Gewerkschaft vor der vierten Verhandlungsrunde am 6. März den Druck auf die Arbeitgeber erhöhen. Vor allem Awo-Kindertagesstätten und -Ganztagsbetreuungen seien betroffen, sagte Verdi-Verhandlungsführer Wolfgang Cremer. Auch hätten sich viele Mitarbeiter von Seniorenzentren beteiligt. Dort gebe es Notdienstvereinbarungen.
Auswirkungen in OWL
In OWL betreibt die AWO 120 Kitas. Beim überwiegenden Teil wäre mit geringen Auswirkungen gerechnet worden, bei 20 bis 25 Einrichtungen hätten mehrere Mitarbeiterinnen gefehlt, bei 12 ging man davon aus, dass sie für einen Tag schließen müssten.
Nicole Krug von Verdi hingegen zählt lediglich fünf Kitas, die geschlossen blieben: drei in Bielefeld sowie eine in Löhne und eine Einrichtung in Hohenhausen. Die Einrichtungsleitungen hätten die Eltern in den betreffenden Fällen jedoch frühzeitig informiert.
AWO-Vorstand kritisiert Zeitpunkt des Warnstreiks
Laut der AWO in OWL werde die Betreuung der Kinder meist privat übernommen. Es bestehe aber ebenso die Möglichkeit einer Unterbringung in anderen, nicht bestreikten Einrichtungen. Thorsten Klute, Vorstand der AWO OWL, respektiert, dass vom Streikrecht Gebrauch gemacht werde. Er kritisiert aber den Zeitpunkt: "Die Arbeitnehmer- und Arbeitgeberseite sind eigentlich schon sehr nah beieinander. Es drängt sich der Eindruck auf, dass dieser Streik von Verdi um jeden Preis gewollt ist. Das ist schade, weil es auf dem Rücken der Kinder, Eltern und betreuten Menschen ausgetragen wird."
In der dritten Verhandlungsrunde vergangene Woche hatten sich die Tarifparteien bereits aufeinander zubewegt. Die Gewerkschaft forderte zuletzt neun Prozent mehr Lohn bei einer Laufzeit von 18 Monaten. Die Arbeitgeber hatten laut Verdi sieben Prozent bei einer Laufzeit von weniger als 30 Monaten angeboten. Die Awo NRW beschäftigt nach eigenen Angaben landesweit 65.000 Menschen in rund 3.000 Einrichtungen, darunter 729 Kitas, 132 Seniorenzentren und 490 Offene Ganztagsbetreuungen. Ende Januar hatten sich Verdi zufolge bereits über 2.000 Beschäftigte an Warnstreiks beteiligt.