Zuckerfabrik: Warburger Bürgermeister enttäuscht über Gespräch mit Vorstand

Warburg. Die Gesprächsrunde mit dem Vorstandsvorsitzenden der Südzucker AG, Thomas Kirchberg, zu dem eine Delegation aus Warburg am Montag in die Konzernzentrale nach Mannheim gefahren war, blieb ohne Ergebnis. "Als Vertreter aus der Region haben wir unsere Argumente auf den Punkt gebracht", sagte Landrat Friedhelm Spieker. Der Eindruck von Bürgermeister Michael Stickeln am Ende: Der Südzucker-Vorstand werde wohl dabei bleiben, dem Aufsichtsrat die Schließung des Warburger Werkes vorzuschlagen. Wenn dies auch so nicht von ausgesprochen worden sei. Für das Gespräch hatte sich der Vorstandsvertreter Zeit genommen. "Zweieinhalb Stunden", so Stickeln, habe der Austausch gedauert. Neben Stickeln und Spieker saßen der Bundestagsabgeordnete Christian Haase (CDU) und der Landtagsabgeordnete Matthias Goeken (CDU), als Vertreter der Landwirte Kreislandwirt Heinrich Gabriel und die Kreisvorsitzende der Landfrauen, Gabriele Beckmann, sowie Klaus Braun, Vorstand des Kommunalunternehmens der Stadt, und Wirtschaftsförderer Sören Spönlein mit am Tisch. Appell an die Verantwortung der Aktiengesellschaft "Wir haben von dem Gespräch nicht erwartet, dass der Vorstand eine gänzlich andere Sicht auf die Dinge bekommt", sagte Stickeln gegenüber der NW. Doch trotz dieser gedämpften Erwartungen, wollten die Vertreter aus dem Warburger Land an die gesamtgesellschaftliche Verantwortung der Aktiengesellschaft appellieren und entsprechende Argumente für den Erhalt des Werkes an der Bahnhofstraße "in die Waagschale werfen", so Stickeln. Auch die Frage nach den Unterschieden zwischen dem Warburger Werk, "das in einer optimale Anbauregion mit sehr guten Verkehrsanbindungen liegt", so Landrat Spieker, und Werken, die nicht von einem Aus betroffen sind, stand im Raum. Weitere Argumente: "Bauern, die auch in schwierigen Zeiten zum Standort gestanden haben, und eine motivierte Belegschaft", zählt Stickeln weiter auf. Dazu die lange Tradition des Zuckerrübenanbaus in der Börde. Eine deutsche Aktiengesellschaft habe eine Verantwortung gegenüber ihren Standorten in der Bundesrepublik, die anders zu bewerten sei, hielt Stickeln fest. "Sowohl regional, als auch bundesweit." Diese Argumente sollten Anstoß zur Diskussion werden. "Sie sind uns konkrete Zahlen schuldig geblieben" Die Unternehmensvertreter hätten dagegen ausschließlich betriebswirtschaftlich argumentiert. "Und sind uns wiederum konkrete Zahlen schuldig geblieben", kritisiert Stickeln. "Wie viel fehlt, um in die Reihe der Werke zu gelangen, die nicht geschlossen werden", wird der Warburger Bürgermeister umso konkreter. Südzucker unterhält aktuell an neun Standorten Werke. Die Konzernvertreter um Vorstand Thomas Kirchberg hörten sich die Argumente der Warburger Delegation an und verwiesen auf die schwierige Lage am Weltmarkt, auf ungleiche Wettbewerbsbedingungen, auf subventionierte Märkte, Produzentenländer außerhalb Europas und gekoppelte Zahlungen innerhalb der EU. Fraglich, ob Fördermittel zurückgezahlt werden müssen Bürgermeister Stickeln hatte auch eine Kooperation im Abwasserbereich mit der Stadt angesprochen. Da seien Millionen investiert worden. Noch im Dezember habe es Gespräche gegeben, zeigt er sich enttäuscht. Das Projekt unter dem Namen &bdquo;Innovatives Verbund-Abwasserbeseitigungskonzept für das kommunal Abwasser der Stadt Warburg und das Industrieabwasser der Südzucker AG," wurde vom Land NRW mit 9,8 Millionen Euro gefördert. Insgesamt eine Investition in Höhe von 16,2 Millionen Euro, die im gegenseitigen Vertrauen getätigt wurde. Eine Win-win-Situation: Für die Südzucker AG eine zukunftssichere Abwasserentsorgung, für die Stadt Warburg eine Kläranlage, die effizient, ökologisch und kostengünstig arbeitet. Da Fördermittel geflossen seien, stelle sich jetzt die Frage nach eventuellen Rückzahlungen. "Auch eine Verpflichtung, die wir vom Konzern einfordern müssen", so Stickeln. Dass die Schließungspläne in dieser Woche auch Thema bei einem Spitzentreffen im Bundeslandwirtschaftsministerium sein werden, um über Bemühungen auf europäischer Ebene zu sprechen, um den deutschen Zuckermarkt strukturell zukunftsfähig aufzustellen, betonte Bundestagsabgeordneter Christian Haase. Da sollte der Konzern "abwarten, ob sie Früchte tragen", riet Stickeln. Es werde vielleicht jetzt zu schnell, zu voreilig gehandelt. "Wo ist unser Werk schlechter als andere?" "Wir müssen uns jetzt wieder verstärkt dem Aufsichtsrat zuwenden", sagen Bürgermeister Stickeln und Landrat Spieker kämpferisch. "Wir werden an das Gremium herantreten, das sind wir dem Standort schuldig", hielt Spieker fest. "Wir wollen wissen, wo ist unser Werk schlechter ist als andere", spricht er auf die Zahlen an, die der Vorstand nur dem Aufsichtsrat darlegen wolle. Rechtzeitig vor der Sitzung werde den Vertretern die Unterschriften einer Online-Petition gegen das Aus übergeben. Es gebe Solidarität von allen Seiten, die "die Tragweite einer Schließung für die Region verdeutlichen", so Stickeln. Bus-Konvoi nach Mannheim Am Montag, 25. Februar, entscheidet der Aufsichtsrat der Südzucker AG über die geplanten Restrukturierungsmaßnahmen des Vorstandes und damit auch über das geplante Aus des Werkes in Warburg. Ein Bus-Konvoi wird aus dem Warburger Land zur Sitzung in der Mannheimer Zentrale fahren.

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